Die Sonnenuhr

SELTEN reicht ein Schauer feuchter Fäule
aus dem Gartenschatten, wo einander
Tropfen fallen hören und ein Wander-
vogel lautet, zu der Säule,
die in Majoran und Koriander
steht und Sommerstunden zeigt;

nur sobald die Dame (der ein Diener
nachfolgt) in dem hellen Florentiner
über ihren Rand sich neigt,
wird sie schattig und verschweigt -.

Oder wenn ein sommerlicher Regen
aufkommt aus dein wogenden Bewegen
hoher Kronen, hat sie eine Pause;
denn sie weiß die Zeit nicht auszudrücken,
die dann in den Frucht- und Blumenstücken
plötzlich glüht im weißen Gartenhause.

Rainer Maria Rilke
(* 4. Dezember 1875; † 29. Dezember 1926)

gesehen in Edinburgh

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2 Antworten zu Die Sonnenuhr

  1. do sagt:

    Diese gepflanzten Bilder scheinen in Schottland sehr beliebt zu sein. Ich kann allerdings damit nicht allzuviel anfangen.
    Herzlich, do

    • Agnes sagt:

      Als Sonnenuhr mag ich sie schon.
      Ägerlich ist nur, dass Sonnenuhren ja keine Sommerzeit kennen, und in den Sommermonaten immer die falsche Uhrzeit anzeigen.

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