Der menschliche Körper war ehemals doppelt in allen seinen Teilen; er hatte vier
Arme, vier Beine und zwei Köpfe, vereinigte beide Geschlechter und konnte sich
selbst hervorbringen. In diesem Zustand war der Mensch aber zu stark, zu mächtig
und zu stolz, so dass die Götter selbst ihn fürchteten.
Daher Jupiter für ratsam fand, um ihn zu schwächen, den Körper in zwei Teile zu
teilen, männlich und weiblich. Apollo übernahm es, diese halben Körper so zu
formen, dass sie in ihrer Art vollkommen wären.
Nach dieser Umformung wurden sie in die Welt zerstreut; es war den gesonderten Teilen
unmöglich, einander zu erkennen, sie mussten bloß einer Art Instinkt folgen,
der sie geneigt macht, sich einander zu nähern und zu vereinigen.
Diese Neigung nun nennt man Liebe. Allein man betrügt sich sehr oft, da man nur
selten seine wahre Hälfte findet.
Wenn es aber geschieht, so ist es eine Liebe die nur mit dem Leben aufhört.
Aristophanes
(zwischen 450 v. Chr. und 444 v. Chr.; † um 380 v. Chr.)
~ aus Platons Symposion ~ |