Im Reich der Mitte
Urlaub in China

--- Bitte auf die Vorschaubilder klicken ---
(manchmal sind weitere Erklärungen unter den Photos)


Guilin ist eine berühmte Kulturstadt mit einer langen Geschichte, und einer wunderschönen Umgebung. Das Gebiet um Guilin ist wegen der bizarren Bergformen und der malerischen Landschaft entlang des Li-Flusses (Lijiang) von großem landschaftlichem Reiz.

Die ausgewaschene und z. T. bewaldete Karstregion bietet malerische Motive, die chinesische Maler und Dichter im Laufe der Jahrtausende immer wieder inspiriert haben.

Guilin und der Li-Fluß waren die Gründe gewesen, dass ich dieser Reise zustimmte. Die Bilder dieser Landschaften hatten mich dazu gebracht und überzeugt, die Reise nach China mitzumachen.

Obschon Shanghai uns sehr gefallen hatte, mehr als erwartet, freuten wir uns riesig als wir nach Guilin weiter flogen. Unsere Vorfreude war unbeschreiblich.

Der örtliche Reiseleiter holte uns in gewohnter Weise in Guilin am Flughafen ab. Er war nicht so ansprechend wie Li, Wu oder Leo. Seinen Namen hat er entweder nicht gesagt, oder ich habe ihn nicht verstanden.

Wir fuhren zum Hotel und bei der Schlüsselverteilung drängelte ich zum ersten Mal schnell aufs Zimmer zu kommen. --- Grund, ich bekam Durchfall. :-( Da wir den Koffer an diesem Morgen in Shanghai so früh vor die Tür stellen mussten, hatten wir zum ersten Mal versäumt, unseren morgendlichen Verdauungs-Whisky zu trinken, wahrscheinlich war das der Grund. Nicht wahrscheinlich, ich bin ganz sicher, dass das der Grund war.

Ich schluckte ein paar Pillen, aber nachts trat noch keine Besserung ein, ich hatte große Angst, die Flussfahrt, von der ich so lange geträumt hatte, nicht mitmachen zu können.

Mittwoch, 21.09.2005

Das Frühstück wurde im Foyer des Hotels eingenommen, welches völlig überfüllt war, und im Gegensatz zu den klimatisierten Schlafzimmern war es stickig und heiß. Ich verzichtete eh, wegen des nächtlichen Durchfalls, auf das Frühstück und trank nur eine Tasse Tee.

Weil alle Tische besetzt waren, hatten wir uns zu einem anderen, fremden Ehepaar an den Tisch gesetzt. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, dass die beiden aus Peru kamen und alleine eine Rundreise durch China machten, mit einem eigenen Reiseführer. Beneidenswert, es muss ein Traum sein, China so individuell mit einem kompetenten Reiseführer zu bereisen.

Guilin hat NUR 1,25 Mio. Einwohner, gemessen an den Einwohnerzahlen der anderen Orte die wir besuchten, also eher eine "Kleinstadt".

Meine Darmprobleme schienen aufzuhören, zumindest bekam ich nach dem Tee keine erneuten Beschwerden, so riskierte ich es an der erträumten Flussfahrt teilzunehmen.

Als wir am Li Fluss ankamen waren wir erst mal geplättet. Die romantische Flussfahrt, die Brigitte und ich uns in den schönsten Bildern ausgemalt hatten, von der wir ein Jahr geträumt und phantasiert hatten, sah so aus, dass am Zhujian-Hafen ein Meer von Schiffen am Ufer lag und man förmlich verladen wurde. Eine Prozession drängte vom Busparkplatz zu den Schiffen.

Die Fahrt auf dem Li Fluss von Guilin bis nach Yangshou gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen Chinas, da hätten wir eigentlich mit solchen Menschenmassen rechnen müssen.

Plötzlich waren Brigitte und ich von unserer Gruppe getrennt und mit vielen Chinesen zusammen auf einem Schiff. Wo war unsere Gruppe? Wir sahen keine einzige "Langnase" mehr. Wir waren im Gedränge von unseren Leuten abgetrennt worden und befanden uns auf einem falschen Schiff. Zum Glück fanden wir die Gruppe wieder.

Guilin war mir/uns irgendwie nicht so wohl gesonnen, fand ich.

Auf dem Heck der Schiffe waren die Köche schon damit beschäftigt das Mittagessen für die Reisenden vorzubereiten.


"Elfensiebzigtausend" andere Menschen, fuhren gleichzeitig mit uns ab. Eine Armada zog über den Strom. Es war erschreckend :-(

Die erste halbe Stunde waren wir ziemlich gefrustet, wir hatten uns das Erlebnis der Flussfahrt um einiges romantischer vorgestellt.

Man musste halt versuchen nicht nach vorne oder hinten zu gucken, seitlich war genügend Idylle zu bewundern.

Aber wenn der Li Fluss bzw. die Flussfahrt ein absoluter Höhepunkt einer China Reise ist, dann bietet das natürlich jeder Reiseveranstalter an, wir hätten es eigentlich wissen müssen.

Der Li Fluss ist ein Gürtel aus grüner Seide, sagen die Chinesen.
Von Guilin nach Yanshou schlängelt sich der Fluss über 85 km durch eine zauberhafte Landschaft aus Bambuswäldern, dichtem Schilfrohr und höchst bizarren Felsformationen. Ab und zu sieht man ein Fischerboot vorbeigleiten, selten noch eins mit zwei oder drei Kormoranen an Bord.

Eine zauberhafte Landschaft mit ihren weltberühmten Buckelbergen zog an uns vorbei.
Wasserbüffel, Kormorane, Minderheitendörfer, schroffe Felsen und einfache Menschen bei der Arbeit vor allem aber auch einfache Fischer, die sich trotz kreuzender Ausflugschiffe in keiner Weise stören ließen, liefern faszinierende Bilder, welche sich in die Erinnerung einbrennen, aber leider nur schwer im Photo festhalten lassen.





Man bekommt atemberaubende Ausblicke auf ungewöhnliche Felsformationen, Bambus-Gebüsche an Ufern, Fischer in kleinen Booten und malerische Ansiedlungen.
Die Berge bestehen aus Kalkstein, sind ca. 200 m hoch und vor 180 Mill. Jahren entstanden, als sich der ehemalige Meeresgrund emporhob.

Auch wenn heute ein Ausflugsschiff nach dem anderen den Li-Fluss hinabfährt, bietet sich den Augen der Reisenden doch ein herrliches Naturschauspiel, besonders dann, wenn die Sonne die frisch-grünen Hänge der Buckelberge bescheint.

4 ½ Stunden Fahrt mit phantastischen Aussichten auf die Landschaft und die Karstberge. Es war schon traumhaft anzusehen: Ich hatte mich nach einiger Zeit mental darauf eingestellt, und schaffte es, die Schiffe zu übersehen, so konnte ich mich trotz allem an der einzigartigen Landschaft erfreuen.

Und weil die Landschaft halt so schön ist, hab ich mindestens "elfensiebzigtausend" und mehr Photos gemacht. Mal mit, mal ohne Schiffe.


Trotz eincremen, bekam ich einen saftigen Sonnenbrand, aber das ist bei mir ja an der Tagesordnung.

Ein Mann versuchte auf dem Schiff Schlangenschnaps zu verkaufen. Er hatte ein großes Glasgefäß mit Schlangen und Schnaps gefüllt dabei und wer wollte, konnte aus diesem Glas eine Probe kosten. --- Mir war nicht so danach. Aber es gab Mutige, die den Schnaps kosteten und auch kauften.

Den Felsformationen wurden von Dichtern und Malern äußerst phantasievolle Namen gegeben, wie "Drachenkopfberg", "Junge, der Guanyin anbetet", "Fledermausgipfel", "Elefantenrüsselberg" "Fels der Sehnsucht nach dem Gemahl".

Dieser heißt "Neun-Pferde-Gemälde-Berg" (Jiuma Huashan). Zwischen den scharfen Linien und Spalten erkennt man Bilder von Pferden. 9 vermag ich nicht zu erkennen, aber mit viel Phantasie sind durchaus einige zu sehen.

Mittagessen gab es an Bord. Allerdings nicht für mich. Zum Glück hörten meine Darmbeschwerden auf, ich aß dennoch den ganzen Tag nichts und trank nur Wasser. Mineralwasser, ohne Kohlensäure, was mir absolut nicht schmeckte. In China gab es kein Mineralwasser mit Kohlensäure.

Ein blöder, eingebildet und arrogant wirkender Typ auf dem Schiff lief mit einer nachgemachten Pseudo-Mini-Kamera, aber mit einem dicken Stativ rum und gab an wie ein Sack Sülze. Wir amüsierten uns köstlich über ihn und seinen Eifer Photos zu schießen, erinnert er uns doch an jemand :-)

Wie er die Schiffsbewegungen mit dem Stativ auffangen wollte, war uns allen ein Rätsel. Es war sehr lustig, als er jemanden aus unserer Gruppe sein Stativ anbot, und der ihm schlagfertig antwortete "danke meine Kamera ist so gut, die macht auch ohne Stativ gute Bilder".

Nach über 4 Stunden erreichten wir Yangshuo.
Bei der Ankunft ließ sich ein Mann mit Kormoranen photographieren und sofort kam sein "Kumpel" und kassierte für das Photo. Brigitte bezahlte und ich hatte keine Gelegenheit ein gescheites Photo zu machen, stand er doch ganz ungünstig im Gegenlicht.

Yangshuo ist in China legendär. Ein idyllischer Flickenteppich aus Feldern, Flüssen und Karstgipfeln. Kein Wunder, dass dieser einzigartige Ort Musiker, Dichter, Idealisten aller Art und vor allem Touristen gleichermaßen in seinen Bann zieht.

Man sagt, die Kalksandsteinerhebungen (Karstberge) rund um Yangshou sind die schönsten Berge von ganz China.

An der bekannten Weststraße von Yangshuo herrschte Touristenrummel erster Güte, mit all den dazugehörenden Randerscheinungen. Ich fühlte mich wie auf der Kirmes in Emsdetten und fand es nur entsetzlich.

Eine mit Andenkenläden überfüllte Straße, in der wir von Straßenverkäufern wie Bettlern gleichsam angesprochen wurden.

Der Guilin Reiseleiter schlug vor, dass wir uns trennen und jeder eine Stunde alleine bummeln sollte. Wir fanden es eher ungemütlich und hatten absolut keine Lust zum bummeln in diesem Trubel. Außerdem wäre ich lieber ins Hotel gefahren um zu duschen und meinen Sonnenbrand zu pflegen.

Ich kaufte mir ein Doppel CD-Album mit chinesischer Volksmusik. Der Reiseleiter war gerade in der Nähe und half mir beim Übersetzen meiner Wünsche und der Preisfrage. Wobei ich das Gefühl hatte, dass er meine Wünsche nicht sehr genau verstanden und übersetzt hatte. Daheim stellte sich dann heraus, eine CD ist leer :-(( und es ist nicht die Art von Musik die ich kaufen wollte.

Nach der Bummelstunde wurde dann kurzfristig eine angebotene Golfwagenfahrt durch die Berge und Landschaften angenommen. Es war ein Zusatzprogramm, von dem örtlichen Reiseleiter angeboten. Die Fahrt war nicht vom Veranstalter geplant.

Es wollten nicht alle aus unserer Gruppe mitfahren, wir zuerst auch nicht, da aber der Bus erst nach der Golfwagenfahrt zum Hotel fahren sollte, entschieden wir anders. Denn noch zwei Stunden in der ungemütlichen Stadt verbringen, danach war uns absolut nicht.

Eigentlich war die Golfwagenfahrt eine schöne Fahrt, die Landschaft war sehr natürlich und frei von Tourismus. ABER jedes Mal wenn die Wagen hielten, kamen sofort Frauen und Kinder angerannt, die Getränke, Ansichtskarten, Fächer, Hüte etc. verkaufen wollten. Einige kamen mit Fahrrädern in Windeseile herangesaust. Wo die so schnell herkamen, blieb uns verborgen, es schien so, als ob sie wie bestellt auf uns warten würden.

Ein Bauer mit Wasserbüffel war seitlich des Weges dabei sein Reisfeld zu pflügen, eine Frau arbeitete im Erdnussfeld, aber alle wollten Geld für das Photo, für welches sie vorher akkurat Aufstellung nahmen.



Zwei kleine Mädel, die sich in Position stellten und mir mit Handzeichen zu verstehen gaben, dass ich sie photographieren sollte, hielten mir anschließend ihre kleinen Händchen entgegen und bettelten lautstark und sehr vehement, fast fordernt, um Geld.

Irgendwann bin ich nicht mehr ausgestiegen, weil es mich nervte wie die "Bettelmeute" bei jedem Stopp angerannt kam. Es kam mir alles sehr organisiert und abgestimmt vor und missfiel mir sehr.

Wir besichtigten einen Bauernhof. Das war in der Tat abgesprochen, die Familie wurde dafür bezahlt, dass wir durch die Zimmer gehen durften.

Im Schlafzimmer der Familie stand ein Sarg, ein Familiensarg, wunderschön angefertigt in schwarz, aus Ebenholz und sehr kunstvoll bemalt. Ein sehr kostbarer Sarg, sagte uns der Reiseleiter. Der wird über Generationen gebraucht, bei der Beerdigung fällt der Leichnam unten durch eine Klappe in das Grab, und der Sarg kann wieder mitgenommen werden. Ich mochte ihn nicht photographieren.

Jemand aus unserer Gruppe sagte "und zwischendurch kann man ihn ja noch als Bett für Besucher benutzen" was ich nicht lustig fand.

Die Großmutter der Familie bot uns sehr freundlich, fast liebevoll, Erdnüsse an. Es schien so, als freute sie sich, dass wir das Haus durchstreiften.

Bei mir blieb jedoch ein fader Beigeschmack. Ich wüsste gerne, was die Familie privat über uns "Touristen" denkt und spricht. Und wenn es negativ ist, verstehe ich es sogar. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich wie Tiere im Zoo fühlen müssen, die von den Besuchern begafft werden. Auf der anderen Seite werden sie die Geldsumme, die sie dafür bekommen, sicher dringend gebrauchen, was mir wiederum ein beschämendes Gefühl verlieh.

Daher machte ich in dem Haus auch keine Photos, ich fühlte mich nicht wohl in der Situation und irgendwie beschämt, dass ich gegen Bezahlung in die Privatsphäre der Familie eindringen durfte.

Die angeblichen Golfwagen, die aber gar keine waren, fuhren mit ziemlicher Geschwindigkeit über die sandigen, staubigen Wege, so dass wir bei unserer Ankunft in Yangshuo mit Staub gepudert waren und ziemlich großes Verlangen nach einer Dusche hatten.

Auf dem Weg zurück, im Bus, stellte Wu uns die Frage, was wir antworten würden, wenn uns daheim jemand fragt "Was ist China?". Er las uns dann einen langen Text vor, der als Vorwort zu einem Buch geschrieben wurde und sich mit dieser Frage befasste.

Zum wiederholten Male stellten wir fest, wie gebildet Wu war, mit welcher Sicherheit er den schwierigen deutschen Text sehr korrekt vorlas. Er war (ist) schon eine Koryphäe.

Abends war ursprünglich eine Fahrt in die Stadt vorgesehen. An einem Hotel ist an einer Wand ein bombastischer Wasserfall, den wollten wir uns ansehen, und anschließend ein Massage Institut aufsuchen. Auf die Behandlung freute ich mich schon sehr, denn die Massage in Peking war für meinen Rücken äußerst wirkungsvoll gewesen.

100 Yuan sollte der Abend kosten, 90 die Massage, 10 der Bus (100 Yuan sind ca. 10 Euro). Aber wegen allgemeiner Müdigkeit, und weil wir viel zu spät im Hotel ankamen, wollte keiner mehr in die Stadt fahren.

Wir erreichten unser Hotel erst um 20.15 Uhr und spätestens 21.00 Uhr sollte die Abfahrt zur Stadt sein, das begeisterte inzwischen niemanden mehr. Brigitte und ich hätten zwar sehr gerne noch eine Massage gehabt, aber unter diesem Zeitdruck dann doch nicht.

Wir waren so geschafft, dass wir nicht einmal zum Abendessen ins Hotel-Restaurant gingen. Wir kochten uns einen Tee und knabberten die guten deutschen Müsli Riegel, bzw. ich aß von Brigittes Zwiebäcken, um sicher zu gehen, dass mein Innenleben sich endgültig wieder beruhigte.

Außerdem mussten wir ja schon wieder die Koffer fertig machen denn bereits um 6.30 Uhr sollten die Gepäckstücke vor der Tür stehen. Wir beschlossen uns ins Bett zu legen und noch ein wenig zu lesen. Wir hatten beide Bücher von Pearl S. Buck und anderen chinesischen Autoren als Bett- und Flugzeuglektüre mitgenommen, aber aus dem Lesen wurde an diesem Abend nichts, die Augen fielen uns nach kurzer Zeit zu.

Im Vorfeld hatte ich mich am meisten auf Guilin gefreut, Guilin, der Li Fluss und die Karstberge waren eigentlich der Grund, dass ich einwilligte mit Brigitte nach China zu fliegen. Leider waren die Eindrücke die wir vorfanden ernüchternd und nicht das was wir erwartet hatten.

Guilin ist zwar landschaftlich wunderschön, eine einmalige, unbeschreibliche zauberhafte Landschaft, aber der Massen-Tourismus zerstört leider zu viel dieser traumhaften Eindrücke.

weiter zu Guangzhou zurück zur Übersicht Sitemap Gästebuch

September 2005 / Agnes