Freitag, 23.09.2005
Morgens mussten wir wieder einmal früh aus den Federn, denn bereits um 9.00 Uhr
legte der Katamaran ab.
Wu verabschiedete sich kurz und knapp mittels Busmikrophon; er gab nicht jedem
die Hand, wie es Li in Peking gemacht hatte. Dafür zitierte er Worte von Heinz
Erhardt, die ihm abends noch nicht gelangen.
Der Kuckuck ist ... etc.
(den gesamten Text darf ich hier nicht schreiben, damit würde ich eine Urheberrechtsverletzung begehen)
Im Schiff war es bitterkalt, so dass wir alles Griffbereite übereinander zogen,
um uns nicht zu erkälten. Jemand fand heraus, dass man für 10 Yuan (1 Euro) Zuzahlung
in der oben liegenden ersten Klasse sitzen konnte. Davon machten wir schleunigst
Gebrauch, denn hier war die Temperatur wesentlich erträglicher.
Bevor wir um 12.00 Uhr in Hongkong anlegten, mussten wir - elende Bürokratie -
endlos lange Einreiseformulare ausfüllen. Warum eine solche Grenzkontrolle erforderlich
war, blieb mir verborgen. Ich dachte eigentlich, Hongkong gehöre seit 1997 zu China;
viel merkte man davon jedoch nicht. Auch die Kontrolle bei der "Einreise nach Hongkong"
war viel intensiver als in Peking. Dort war das Personal wenigstens höflich, in
Hongkong behandelte man uns sehr streng, fast schon unhöflich.
Hongkong – Hafenstadt am Perlflußdelta!
Der Name "Hongkong" bedeutet übrigens "Duftender Hafen".
Fremdenführerin Juvita nahm uns in Empfang und brachte uns zum Hotel, welches sehr
zentral in Kowloon lag.
Legende zur Entstehung des Namens KowLoon:
"Und es begab sich, dass Kublai, Führer der barbarischen Mongolenhorden, PingTi,
den Sohn des Himmels und Kaiser von Kathai, im Jahre 1279 zur Flucht zwang. Auf
der Suche nach einem Refugium erreichte er mit seinen Getreuen die Südküste der
Provinz GuangDong. Der gestürzte Kaiser befragte einen Fischer nach dem Namen der
Siedlung, dieser erwiderte, sie habe keinen Namen. Darauf blickte PingTi um sich und
zählte acht Hügel, welche er für steinerne Drachen hielt, und wollte die Siedlung PaLung
(acht Drachen nennen). Ein Gefolgsmann erinnerte ihn daran, dass auch er, der Kaiser,
ein Drache sei – so wurde der Ort KauLung (neun Drachen) genannt."
Juvita verteilte Stadtpläne und fragte, ob wir an einer abendlichen Schiffsfahrt mit
Blick auf Hongkong's Skyline Interesse hätten. Es gehöre auch ein Abendessen und eine
anschließende Fahrt auf den Victoria Peak dazu, um von diesem bekannten Aussichtspunkt
Hongkong bei Nacht zu erleben. Der Abend war mit 300 Hongkong-Dollar nicht gerade
preiswert, daher nahmen nicht alle von unserer Gruppe daran teil. Wir jedoch gönnten
uns dieses Vergnügen, und es hat sich gelohnt. Es hat sich sogar mehr als gelohnt!
Den Nachmittag hatten wir zur freien Verfügung, aber zuerst wurden die Zimmer bezogen,
die sich diesmal im 14. Stock befanden. Leider waren die Fenster von außen verhangen,
da das Hotel renoviert wurde.
Somit hatten wir dieses Mal keine berauschende Aussicht; wir konnten ja nicht immer so ein
Glück haben wie in Shanghai und Guangzhou.
Hongkong gehört zwar nun zu China, aber viel merkten wir davon nicht. Wu durfte nicht
mitfahren, dann die nervigen Einreiseformulare, die strenge Passkontrolle, der Linksverkehr
und jetzt die Währung. Wir mussten unsere chinesischen Yuan in Hongkong-Dollar umtauschen.
Ich fand Hongkong nicht sehr chinesisch, allerdings auch nicht sehr britisch. Auf mich
wirkte Hongkong in vielen Dingen eher entwurzelt. Weder das eine noch das andere,
ja --- eine Stadt ohne Wurzeln !
Bestückt mit den eingetauschten Hongkong Dollar machten wir uns auf zur Nathan Road
und wollten dort nur gucken.
Die Nathan Road wird als die Hauptschlagader Hongkongs bezeichnet, die sich von der
Südspitze KowLoons bis zum Norden MongKoks über etliche Kilometer erstreckt.
Wir kauften uns jeder eine (Marken)-Uhr zu einem Spotpreis und später ein paar Kleinigkeiten,
einen Rock, eine Hose (€ 7,00) - alles fast geschenkt.
Um 17.15 Uhr war das Treffen mit Juvita im Hotel. Wir brachen auf nach Hongkong Island
zur Schiffsfahrt. Das Essen war ein Büffet, ein Super-Büfett.
Leider konnten wir es gar nicht ausreichend genießen, weil die Außenansichten zum
dauernden Schauen und Photographieren verleiteten; beides ließ sich nicht miteinander
vereinen.
Wundervolle Photomotive, Hongkong bei Nacht. Es war einfach hinreißend anzusehen!
Nach der interessanten Fahrt per Schiff fuhren wir rauf zum Victoria Peak, und was
sich uns dort bot war unbeschreiblich.
Der 554 m hohe Peak, von den Chinesen Tai Ping Shan (Berg des großen Friedens) genannt,
ist die höchste Erhebung auf Hong Kong Island.
Vom Gipfel genießt man eine einmalige Aussicht auf die Metropole,
den Hafen und das Südchinesische Meer.
Es war ein AHA Erlebnis erster Güte, es ist sagenhaft Hongkong von dieser Stelle bei
Nacht zu sehen.
Blick vom Victoria Peak auf Hongkong bei Nacht
Müde und geschafft wurden wir zurück zum Hotel gebracht.
Samstag, 24.09.2005
Zum ersten Mal in diesem Urlaub konnten wir etwas länger schlafen, denn erst um 10.00 Uhr
wollte Juvita uns zur großen Stadtrundfahrt abholen.
Lag es daran, dass wir schon so viel gesehen hatten, oder hatten wir bisher bessere
Reiseleiter? Jedenfalls gefiel mir weder der Redeschwall von Juvita, noch ihre ständigen
Hinweise auf die "armen" Verhältnisse in Hongkong. Bei mir entstand der Eindruck, sie
sei davon überzeugt, dass wir in Europa alle wohlhabende Menschen, wenn nicht sogar
Millionäre wären.
Zuerst fuhren wir hoch zum Victoria Peak, den wir abends schon besucht hatten. Es war
interessant, diese Aussicht jetzt auch bei Tage zu sehen.
Als im 19. Jahrhundert die Malaria in Hongkong grassierte, war der Victoria Peak
bevorzugtes Wohngebiet der Kolonialherren. Heute erreichen die Grundstückspreise am
Peak astronomische Werte; je weiter man nach oben kommt, desto höher werden sie, so
dass sich dort die reichsten Bewohner Hongkongs angesiedelt haben.
Ich hatte in einem Reiseführer gelesen:
"Wenn man die fünf schönsten Panoramaansichten
von Großstädten der Erde auswählen sollte
- die Aussicht Hongkong vom Victoria Peak wäre garantiert dabei."
Dieser Beschreibung konnten wir nur zustimmen.
Ein Taifun der 800 km entfernt an Hongkong vorbeizog streifte uns mit seinen Ausläufern,
und wir bekamen eine ordentliche Portion Wind ab, was wir oben auf dem Peak stark spürten.
Wenigstens war es trocken und die grandiose Aussicht wurde von dem Wind nicht gemindert.
Besonders reizvoll fand ich es, nur Ausschnitte von den gigantischen Hochhäusern zu
photographieren.
Ich finde, die Thumbnails sehen eher wie elektronische Bauteile aus, oder?
Anschließend fuhren wir in den Süden von Hongkong Island, nach Aberdeen, Repulse Bay.
Der Süden von Hongkong Island unterscheidet sich ziemlich stark vom übrigen Hongkong.
Er hat eine "südliche", unbeschwerte und fast schon eine Ferienatmosphäre.
In Repulse Bay hatten wir einen herrlichen Strand vor uns liegen.
Einige zogen geschwind die Schuhe aus, krempelten die Hose hoch, um die Füße in den
Pazifik zu tauchen. Das hätten wir auch besser machen sollen, denn ---- wir blieben
am Strand stehen, um uns mit dem Meer photographieren zu lassen. Ausgerechnet in diesem
Augenblick kam eine ungewöhnlich große Welle und schwups waren Brigitte und ich
"überschüttet", unsere Schuhe standen voller Wasser gemischt mit gelbem feinkörnigem
Sand. Die Hose trocknete zwar im Laufe des Tages wieder, aber für den Rest des Tages
hatten wir nasse Schuhe.
Ein großes Apartmenthaus am Berghang, gegenüber des kleinen Strandes, hatte ein kurioses,
großes quadratisches Loch in der Mitte. Juvita erzählte uns, daß dieses 20 m x 20 m große
Loch freigelassen wurde, weil die Chinesen glauben, dass in jedem Berg ein Drache lebt.
Drachen sind in der chinesichen Mythologie zwar grundsätzlich gutmütige Wesen,
aber leicht zu erzürnen. Und so ein Drache braucht einen uneingeschränkten Blick
aufs Meer, sonst wird er wütend. Aus diesem Grund hat man ihm ein Guckloch gelassen.
Danach fuhren wir nach Aberdeen und hatten Gelegenheit, mit einer Dschunke zu fahren.
Die für Hongkong so bekannten Hausboote lagen zwar im Hafen, aber wir sahen wenige bis
gar keine Menschen darauf. Angeblich gibt es noch sehr viele, äußerst arme Menschen
in Hongkong, die sich keine Wohnung leisten können und mit der gesamten Familie, Sommer
wie Winter, auf so einem kleinen Hausboot leben. Nur, wo waren die Familien alle?
Bei uns kam der Verdacht auf, dass die Boote gar nicht mehr bewohnt sind und nur für
die Touristen dort liegen bleiben. Für uns wirkte es wie ein unbewohntes Museumsdorf.
Aberdeen ist berühmt für seine "Floating Restaurants". Zubringerboote bringen die
Gäste zu den Restaurants; sie liegen dicht beim vornehmen Jachthafen von Aberdeen.
Allerdings seit sie einem katastrophalen Feuer zum Opfer fielen schwimmen die Restaurants
nicht mehr, sondern ruhen auf Zementpfeilern.
Das Highlight von Aberdeen ist wohl das 80 Meter lange, "schwimmende" Jumbo Restaurant
im Hafenbecken, zu dem die hungrigen Gäste mit zwei kleinen Booten kostenlos
hinübergefahren werden.
Juvita machte uns auf dieses Nobelrestaurant aufmerksam, das laut ihrer Aussage horrende
Preise verlangen würde. Wir umrundeten das schwimmende, schmuck aussehende Gebäude und
sie bat uns, die Rückseite genau zu betrachten.
Wer sich das Haus zuerst von hinten ansieht, wird es wahrscheinlich nicht betreten,
um dort zu speisen. Allerdings habe ich andere Restaurants und Hotels auch nicht von
hinten gesehen, vielleicht hätte mir dann das Essen dort auch nicht geschmeckt.
Das Restaurant ist laut Reiseführer ein MUSS für jeden Touristen. Das Essen soll (lt.
Reisefüher) sehr gut sein - Spezialität des Hauses sind Dim Sum in vielen Variationen
und auch für Hongkonger Verhältnisse noch preiswert. (lt. Juvita zu teuer)
Der nächste Haltepunkt galt einer Schmuckfabrik, auch hier in Hongkong war eine
kommerzielle Besichtigung eingeplant. Es gab in der Tat sehr schönen Schmuck, der
aber leider auch seinen Preis hatte. Brigitte sah sehr preisgünstige Perlenarmbänder,
jeder von uns kaufte eins.
Direkt am Eingang sah ich ein Poster mit einem sehr edlen Anhänger. Ein sich umarmendes
Liebespaar, aus Gold und Weißgold mit Diamanten besetzt. Ein Traum, der den traumhaften
Preis von 25.000 Hongkong-Dollar (ca. 2.500 Euro) betrug.
Brigitte etndeckte diesen Anhänger, in einer preiswerteren Ausgabe in Silber und ohne
die reichhaltige Ausschmückung mit Diamanten, sondern nur mit einem Saphir bestückt.
Zusammen mit einer hübschen Silberkette kaufte ich mir die preiswerte Variante, und war
sehr glücklich über die Errungenschaft.
Ich fand noch einen "Traum-Anhänger", der mir aber mit umgerechnet 575 Euro zu teuer war.
Ich zeigte ihn Brigitte und einer Dame aus unserer Gruppe, die ihn auch beide sehr
schön fanden. Der fleißige Verkäufer war gleich zur Stelle, und während er mein Nein
wohl als endgültig akzeptierte, muss er bei der Dame aus Berlin eine größere Bereitschaft
zum Kauf gespürt haben. Der Verkaufsleiter lief zweimal hinter ihr her und senkte
dann den Preis so drastisch, dass ich mich fragte, was der Anhänger denn wohl wirklich
wert sei. (Ursprünglich 575 Euro, dann 520, letztendlich 450) Zu diesem Preis kaufte
die Dame den Anhänger.
Damit endete die große Stadtrundfahrt und wir fuhren zurück zum Hotel. Dort angekommen,
wurden in unserem Zimmer gerade die Gardinen gewechselt :-( was uns nicht so begeisterte.
Die Tür stand weit auf, und ein fremder Mensch stand dort auf der Leiter.
Wir kochten uns einen Tee und erholten uns kurz vom Vormittag. Der Nachmittag stand
zur freien Verfügung und nach der kurzen Mittagspause machten wir uns auf zur Nathan Road,
um dort mein Uhrenarmband von der gestern erstandenen Uhr verkürzen zu lassen.
Unterwegs sahen wir die schönsten Geschäfte mit wunderschöner Kleidung. Geschmackvolle,
perlenbestickte Oberteile, die äußerst edel wirkten und zu einer festlichen Angelegenheit
auch in Europa sehr kleidsam wären. Wir hätten ohne Ende kaufen können.
Das "Uhrenmädel" war sehr nett und verkürzte mein Armband. Während wir warteten,
fanden wir noch zwei weitere, äußerst schicke Uhren und kauften sie natürlich --- bei
den Preisen: Wir zahlten für 2 Uhren 70 Hongkong-Dollar (ca. 7 Euro).
Wir gingen weiter auf Shopping-Tour, d. h. wir guckten mehr als wir kauften. In
unseren Köpfen war der Urlaub fast vorbei, was sich mit einer gewissen Trägheit
bei uns bemerkbar machte.
Brigitte erinnerte sich, beim letzten Besuch in Hongkong im Peninsula Hotel gewesen
zu sein, und schlug vor, dort eine "tea time" zu uns zu nehmen. Leider durften sich
nur Hotelgäste direkt an einen Tisch setzen, andere Gäste mussten sich in eine Warteschlange
einreihen, um auf einen freien Tisch zu warten. Bei der Länge der Warteschlange hätten
wir arg lange warten müssen, daher entschlossen wir uns, die "tea time" fallen zu lassen.
Wir schlenderten weiter, und dann --- plötzlich linker Hand ---- trauten wir unseren
Augen nicht. Wir sahen eine bayerische Fahne mit dem Kopf von König Ludwig, die auf
ein bayerisches Lokal hinwies. Ein bayerisches Lokal in Hongkong! Wir fassten es nicht,
aber es war da.
Natürlich konnten wir nicht widerstehen und gingen hinein. Die Speisenkarte kam uns
nach 14 Tagen chinesischer Kost wie eine Botschaft aus dem Schlaraffenland vor.
Wir bestellten Brezel, Rostbratwürste mit Sauerkraut und Münchener Bier.
Die Brezel waren leider ausgegangen, aber es gab dunkle Brötchen. So nahmen wir jeder
als Vorspeise ein Brötchen mit je einem Töpfchen Leberwurst und Frischkäse und tranken
ein großes Münchener Bier dazu. Danach gab's dann die heiß begehrten Rostbratwürste mit
Sauerkraut und süßem Senf. "Süßer Senf" - schon das Wort zerging mir auf der Zunge wie
Sahne. Es war ein Genuss! Wir lachten uns schief und sagten, das dürfen wir niemandem
erzählen, dass wir in China bayrisch gegessen haben. :-) Wir erzählten es aber doch,
das Erlebnis konnten wir gar nicht für uns behalten.
Als Krönung des Ganzen lief natürlich deutsche Musik im Hintergrund.
"An der Nordseeküste" erklang, während wir unser bayrisches Mahl genüsslich verzehrten.
(Ich kann es per Film belegen) ;-)
Als wir das Lokal verließen, erwartete uns REGEN! Und zwar so heftig, dass wir nicht
ohne Schirm weiterkamen. Ein netter Kellner lieh uns einen Schirm und wir versprachen,
ihn am nächsten Tag zurückzubringen.
Die freundliche Restaurant-Chefin erklärte uns, wie wir unterirdisch durch die
U-Bahn-Station fast bis zum Hotel gelangen könnten. (ohne U-Bahn zu fahren). Wir
durften sogar den Hinterausgang des Restaurants benutzen, um von dort trocken die
U-Bahn Station zu erreichen.
Leider fanden wir den richtigen Ausgang nicht, so dass wir in der Nathan Road ans Tageslicht
kamen und von dort doch noch durch den Regen gehen mussten.
Ziemlich müde, mit nassen Beinen, aber satt und glücklich kamen wir im Hotel an und
beschlossen, es nicht mehr zu verlassen. Abends gab es zwar einen Nachtmarkt in der Temple
Street, den uns Juvita sehr empfohlen hatte, aber uns war nicht danach.
Nachdem wir uns ein wenig erholt hatten und der Regen aufhörte, überlegten und beschlossen
wir, doch noch zum Nachtmarkt in der Temple Street zu gehen.
Es war ein schöner Markt und so ein paar Kleinigkeiten kauften wir noch. Ich fand
zwei hübsche Haarspangen, ein Jade-Armband und ein Club-Hemd für meinen Göttergatten.
Beinahe hätte ich eine Tasche mit dem Bild von Lady Di für meine Freundin in Emsdetten
gekauft. Für einen Gag war sie mir aber doch zu teuer.
Wir waren im Nachhinein froh, dass wir uns doch noch aufgerafft hatten, diesen
außergewöhnlichen Markt zu besuchen. |