Das Veilchen

Im Stillen blühest, Veilchen, du hervor,
Verkündest uns des Frühlings neues Leben.
Wenn deine süßen Düfte uns umschweben,
Dann schwingt mein Geist sich sehnsuchtsvoll empor,

Zum guten Vater, der dich auserkor,
Der Hoffnung Weihe Leidenden zu geben,
Die ihre Blicke mutlos aufwärts heben,
Weil hier ihr Herz den sichern Stab verlor.

Bescheiden, freundlich rufst du uns entgegen:
Seht nicht die Dornen nur auf euern Wegen;
Mit Blumen ist die Erde ausgeschmückt!

So gibt uns oft die Freude ihren Segen;
Wenn uns die Last des Kummers niederdrückt,
Wird dankbar froh ein Veilchen noch gepflückt.


Luise Egloff (1802 - 1835)

© by agnes

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