Man merkte, daß der Wein geraten war: Der alte Bettler wankte aus dem Tor, Die Wangen glühend wie ein Rosenflor, Mutwillig flatterte sein Silberhaar. Und vor und hinter ihm die Kinderschar Umdrängt’ ihn, wie ein Klein-Bacchantenchor, Draus ragte schwank der Selige empor, Sich spiegelnd in den hundert Äuglein klar. Am Morgen, als die Kinderlein noch schliefen, Von jungen Träumen drollig angelacht, Sah man den braunen Wald von Silber triefen. Es war ein Reif gefallen über Nacht; Der Alte lag erfroren in dem tiefen Gebüsch, vom Rausch im Himmel aufgewacht. Gottfried Keller * 19. Juli 1819 in Zürich † 15. Juli 1890 in Zürich |
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