Da lieg ich auf dem Frühlingshügel,
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus!
Ach, sag’ mir, alleinzige Liebe,
Wo Du bleibst, daß ich bei Dir bliebe!
Doch, Du und die Lüfte – haben kein Haus.
Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüthe offen,
Sehnend
Sich dehnend
In Lieben, in Hoffen.
Frühling, was bist du gewillt?
Wann werd ich gestillt?
Ich seh die Wolken wandeln und den Fluß,
Es dringt der Sonne goldner Kuß
Mir tief bis ins Geblüt’ hinein;
Die Augen, wunderbar berauschet,
Thun, als schliefen sie ein;
Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.
Mein Herze träumet dies und träumet das,
Erinnert sich, und weiß nicht recht an was,
Halb ist es Lust, halb ists Klage.
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In goldengrüner Zweige Dämmerung?
Alte, unnennbare Tage!
Eduard Mörike (1804 - 1875) |