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Dienstag, 20.09.2005
Morgens schauten wir uns unser Hotel von außen an, leider konnte ich es nicht in seiner gesamten Höhe auf das Bild bekommen. Deutlich ist das runde Dachrestaurant zu sehen. Vom Jinmao Dasha aus konnten wir es später sehr gut an diesem Drehrestaurant erkennen. Wie alle Chinesen, ließ sich auch unser Busfahrer gerne photographieren.
Keine 100 Meter vom Hotel entfernt sah das Leben ganz anders aus.
Shanghai - eine Stadt der Gegensätze, -- altes direkt neben dem modernen China.
Hinter der nächsten Ecke fuhren wir bereits über mehrstöckige Stadtautobahnen, die mich wahnsinnig faszinierten, wir sahen weit über hundert Hochhaus-Projekte, teils fertig, teils noch im Bau, und reges Treiben erfüllte die Straßen.
Mit dem PKW durch Shanghai zu fahren ist in meinen Augen ein Abenteuer, welches sich kein Europäer zutrauen kann. Keine andere europäische Stadt, weder Paris noch Rom, noch London mit dem Linksverkehr haben mir dieses Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber dem Straßenverkehr vermittelt. Wenn man als Fußgänger bei grünem Ampellicht die Strasse überquert, bedeutet dies noch lange nicht, dass man getrost von der einen zur anderen Seite wechseln kann. Plötzlich kommt ein Auto um die Ecke gebogen und man muss diesem Vorfahrt gewähren. Es war stets ein Abenteuer die Straßen zu überqueren. Wu beliebte bei solchen Situationen immer schmunzelnd zu sagen "Augen zu und durch!" Wobei er aber stets sorgfältig auf seine Gruppe achtete. Zuerst fuhren wir an diesem Morgen nach Pudong zum Jinmao Dasha. Wir wollten mit dem Aufzug auf die Aussichtsplattform fahren. Leider war zu der Zeit ein immenser Andrang. Es wollten zu viele Leute herauf fahren, so dass Leo kurzer Hand eine Programmänderung vornahm.
Wir fuhren daher zuerst zur Bahnstation des Trans Rapid (Leo sagte Tlans Lapid) ;-) und mit eben diesem "Tlans Lapid" fuhren wir zum Flughafen. Shanghai verfügt als einzige Stadt der Welt über eine Magnetschwebebahn (Transrapid Shanghai), die den hochmodernen Flughafen Shanghai Pudong International mit einem Außenviertel von Shanghai im Acht-Minuten-Takt verbindet. Nachdem sich der chinesische Ministerpräsident Zhu Rongji bei seinem Deutschlandbesuch im Sommer 2000 während einer Fahrt auf der Teststrecke einen persönlichen Eindruck verschafft hatte, ging es für den Transrapid in China rasch vorwärts: Am 23. Januar 2001 wurde zwischen der Stadt Shanghai und Transrapid International der Vertrag über den Bau einer Transrapidstrecke zwischen dem Flughafen Pudong und der Innenstadt unterzeichnet. Während andere Länder über Möglichkeiten der maglev Züge argumentierten, fing China an eine Bahn zu errichten. Die Transrapid-Strecke in Shanghai ist die erste kommerzielle Anwendung des deutschen Systems. Am 31. Dezember 2002 fand in Anwesenheit von Bundeskanzler Gerhard Schröder und des damaligen chinesischen Ministerpräsidenten Zhu Rongji die "Jungfernfahrt" statt. Die bisher einzige, tatsächlich verwirklichte Transrapid-Strecke der Welt, sie ist ein Prestigeprojekt Chinas.
Das Innere des Transrapid ähnelt einem ICE, oder doch eher einem Flugzeug? Anschnallen ist jedenfalls nicht nötig, und für einen Getränkeservice ist die Fahrt einfach zu kurz. Für uns wurde es eine gigantische Fahrt, 30 km in nur 7 Minuten, Höchstgeschwindigkeit mehr als 430 km/h. "Fahren ohne Räder! Fliegen ohne Flügel." So lautet ein Werbeslogan für den Transrapid. Und wirklich, nur fliegen ist schöner! Der Geräuschpegel war auch bei Tempo 430 Km/h nicht lauter, als in einem Intercity. Nach dreieinhalb Minuten (zurückgelegte Strecke: 12,5 km) war die Betriebsgeschwindigkeit von 430 km/h erreicht. Sie wurde für 50 Sekunden gehalten, bevor die Verzögerungsphase (wiederum 12,5 km) begann. Wir waren hell begeistert. Shanghai ist das beste Beispiel für die revolutionäre Entwicklung im modernen China. Der Bus vom Flughafen zurück gebrauchte mehr als 45 Minuten. Mehr Infos und Photos über dieses technische Wunderwerk sind hier zu finden, und hier gibt es ein kleines Filmchen über eine Fahrt. Dann hielten wir erneut beim Jinmao Dasha (Hyatt Tower, 429 m hoch) Der schlanke Turm mit Pagodendach ist bisher noch das vierthöchste Gebäude der Welt. Ganz aus Glas mit vertikalen und horizontalen hohlen Stahlrohren als Verstrebungen, die ihn gegen Erdbeben und Taifune sichern. Seine Außenansicht ist einer traditionell chinesischen Form nachempfunden, speziell die gestufte Pagode.
In den unteren 50 Stockwerken befinden sich Büros, während in den oberen 37 Etagen die höchsten Hotelzimmer der Welt zu finden sind. Sie gehören zum 5 Sterne Hotel "Grand Hyatt" mit insgesamt 555 Zimmern. In den obersten vier Wohnetagen gibt es exklusive Penthäuser (Mit exklusiven Mietpreisen). Darüber noch 4 Technik-Etagen. Das Gebäude hat ein Observatorium im 88. Stockwerk mit 1.520 Quadratmetern auf einer Höhe von 340,1 Meter. Damit ist es das höchste und größte Aussichtsdeck in China. Diesmal hatten wir Glück und konnten zum 88 Stockwerk zur Aussichtsplattform hochfahren. Der Aufzug flog förmlich in die Höhe, so schnell ging das. Die Aussicht war einfach phantastisch. Ein gigantischer Blick auf Shanghai bot sich uns.
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Wie klein unser Hotel von hier oben ausschaute! Wir waren von Shanghai begeistert. 2007 wird Pudong den zweithöchsten Wolkenkratzer der Welt haben: Das 492 m hohe Shanghai World Financial Center.
Für eine Stadt der Größe Shanghais gibt es relativ wenig Tempel dort. Etwas südlich des Suzhou-Kanals befindet sich im Nordwesten von Shanghai heiligste Ort der Stadt, der safranfarbene Jade Buddha Tempel (Yufosi), einer der wichtigsten religiösen Stätten Shanghais. Er zählt zu den bekanntesten Tempeln Südchinas und ist einer der wenigen Tempel in der Innenstadt von Shanghai. Da wir noch nicht alle Tempel Chinas gesehen hatten, besuchten wir auch diesen Tempel, der wegen seiner zwei Buddha-Statuen aus Jade so berühmt ist. Mitten zwischen den Hochhäusern der Stadt liegt er, wie eine Oase des Friedens. Er liegt auf der Anyuan Lu und hat eine Fläche von knapp einem Hektar. 1882 wurde er eigens für die zwei kostbaren Buddha-Statuen aus Myanmar Jade errichtet. Dem Betrachter präsentieren sich die Gebäude mit leuchtenden Farben bemalt und mit reizvollen, stark geschwungenen Dächern versehen. Die Anlage mit ihrer Klosterabteilung gliedert sich in drei Haupthallen, die durch zwei Höfe voneinander getrennt sind:
Die Buddhas wurden jeweils aus einem einzigen Block weißer Jade geschnitzt und sind von unschätzbarem Wert. Der Mönch Hui Gen brachte sie 1882 von Burma nach China. Eine besondere Kostbarkeit ist die Figur eines liegenden Buddha (96 cm lang), die seinen Eingang ins Nirwana zeigt. Die Statue des sitzenden Buddha ist 1,90 m hoch. Die wunderbaren Figuren aus weißer Jade haben die Kulturrevolution nur deshalb überlebt, so erzählten Wu und Leo uns, weil man vor die Jade Buddhas ein ebenso großes Bild von Mao befestigt hatte, und an Maos Bild vergriff sich niemand mit zerstörerischen Absichten.
Zwischen 1949 und 1980 war der Tempel geschlossen, inzwischen wird er wieder sehr aktiv genutzt. Heute bewohnen ungefähr 100 Mönche den Tempel und bilden Schüler aus, um die überall im Land wieder eröffneten Klöster mit neuem Leben zu füllen. Ich war erstaunt wie viele, vor allem junge Chinesen dort innigst beteten. Kommunismus und Kulturrevolution haben den Buddhismus in China nicht ausrotten können.
Wir konnten kleine rote Bändchen kaufen und diese mit einem Wunsch beschriftet am Gebäude oder an Bäumen und Pflanzen befestigen. Die unzähligen Bändchen auf dem Gelände verliehen dem Ort eine warme Freundlichkeit und zeugten von zahlreichen gläubigen Menschen, die so ihre Anliegen vorgebracht hatten.
Wu war immer bestrebt, uns beim Essen Abwechselung zu bieten, so hatte er für diesen Mittag ein besonderes Gericht organisiert. Ein "Mongolisches Barbecue". Wir suchten uns Fleisch und/oder Gemüse aus, gaben alles in ein Schälchen, füllten noch etwas Soße dazu und brachten es zum Grillen.
Die Köche erhitzten das Gebrachte in wenigen Minuten auf einer riesigen heißen Platte und füllten es sehr schnell und geschickt wieder in die Schälchen. Es sah alles ganz köstlich aus und schmeckte vorzüglich.
Heute hatten wir zum ersten Mal keine runden Tische mit drehbarer Glasplatte. Dafür klappte das Essen mit Stäbchen immer besser. Wir beherrschten die Technik inzwischen. Auch heute wieder führte der Gang ins Lokal durch einen Verkaufsladen. Eine Kaschmirfabrik befand sich im Erdgeschoss. Die Pullover waren von ausgezeichneter Qualität und sagenhaft preisgünstig. Nur wer mag schon bei hochsommerlichen Temperaturen einen Pullover anprobieren? Ich nicht. Und so hab ich mir bedauerlicher Weise keinen dieser wunderbar weichen Kaschmirpullover gekauft.
Danach wurden wir schon wieder zum Flughafen gefahren, denn bereits um 16.55 Uhr war der Abflug nach Guilin. Auf der Fahrt stimmte Leo das Lied an "Kommt ein Vogel geflogen", und wir sangen alle kräftig mit. Leider war Leos Gesang nicht sehr geeignet zum mitsingen, aber er gab sich sehr viel Mühe. Danach stimmte ich "Drei Chinesen mit dem Contrabass" an, die Strophen "Dra Chanasen mat dam Catrabass" war sehr lustig :, es haben alle mitgesungen (oder fast alle). Wu und Leo haben nichts davon verstanden sagten sie :-) sie kannten das Lied nicht. Bei der Kontrolle am Flughafen gab es für mich ein Problem, angeblich war ein Messer in meinem Rucksack. Ich musste alles auspacken, und es wurde natürlich kein Messer gefunden. Wie auch, ich hatte mit Sicherheit kein Messer im Handgepäck. Ich wies auf meine Haarspange hin, aber es wurde verneint, die sei es nicht, es sei ein Messer. Da (logischer Weise) kein Messer gefunden wurde, wurden alle Teile einzeln durch die Schleuse geschickt, mein Rucksack, die Kameratasche, Bauchtasche (ich hatte alles im Rucksack) und ---- die Bauchtasche piepte und dort war nur ein Metallgegenstand drin, die besagte Haarspange. "Sorry, that was it", zumindest hat man sich entschuldigt. Danach ging es weiter nach Guilin. Dem Traumziel von Brigitte und mir entgegen. |
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