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Xi'an bedeutet "Westlicher Frieden". Die Stadt mit ihren 6 Mio. Einwohnern ist die
Heimatstadt Wu's, und er freute sich sehr, uns "seine Stadt" vorstellen zu können.
Am Flughafen stellten wir erneut fest, wie vorteilhaft es ist, wenn ein Reiseleiter mitfliegt. Wu kümmerte sich darum wo unser Gepäck ankommt, zählte nach ob seine "Herde" beisammen ist und fragte, ob alle das Gepäck haben, ob die Koffer in Ordnung sind, und dann "trotteten" wir einfach hinter ihm her, denn er wusste ja wohin. Am Bus gaben wir unser Gepäck ab, das wurde mit einem kleinen Lieferwagen zum Hotel gebracht, während wir in einen modernen klimatisierten Reisebus einsteigen konnten. Als wir im Hotel (Le Garden Hotel) ankamen, waren die Zimmer bereits auf unsere Namen reserviert und während Wu die Schlüssel verteilte und unsere Reisepässe einsammelte, (die benötigte er fürs Einchecken, was er auch für uns erledigte), waren unsere Koffer schon auf die Zimmer gebracht worden. Der Service war vom Feinsten. Samstag, 17.09.2005 Erster Programmpunkt an diesem Tag war der Ausflug zu einem der bedeutendsten archäologischen Funde unserer Zeit, der Qin Terrakotta-Armee. Ziemlich früh brachen wir auf, denn Wu wusste aus Erfahrung, dass im Laufe des Vormittags regelmäßig viele Besucher eintreffen (die Grabanlage liegt ca. 30 km östlich von Xi'an). In drei Schächten wird dort eine Armee von etwa 7.000 lebensgroßen Soldaten, 600 Pferden und von 100 hölzernen Kriegswagen vermutet, von der erst ein Teil freigelegt wurde und im Museumskomplex besichtigt werden kann. Die Soldaten und Pferde wurden aus gelbem Ton geformt und nach dem Brennen bemalt; die farbenprächtigen Malereien verbleichen allerdings kurz nach der Ausgrabung, nach dem sie mit Luft in Berührung kommen. Die Hauptarmee steht in Schacht eins, 7000 Soldaten. Die einzelnen Reihen mit Figuren sind durch Wände getrennt, die an die zweieinhalb Meter dick sind. Höher gelegene Wege führen rund um die Ausgrabung, so dass man von oben auf die Soldaten hinunter schauen kann.
Die Terrakotta-Armee aus der Qin-Zeit war die Grabbeigabe für Qin Shi Huang Di, dem ersten Kaiser der Qin-Dynastie. Diese unterirdische Terrakotta-Armee wird als das achte Weltwunder gepriesen. Jeder der Krieger hat ein Gewicht von mehr als 300 kg und eine Höhe von etwa 1,86 m. Die Gesichter und Gesten der Tonkrieger sind alle unterschiedlich. Es gibt stehende und reitende Krieger sowie Bogenschützen. Kleidung, Körperhaltung, Gesichtsform, Gesten und Haartrachten, sogar die Bärte verleihen jeder Figur eine persönliche Note.
Wir bestaunten und bewunderten die lebensgroßen Terrakotta Krieger und Pferde, formiert in der Schlachtordnung der damaligen Zeit. Mit großer Hochachtung und Ehrfurcht sahen wir uns die ausgegrabenen Beilagen an und konnten uns nur wundern, mit welcher Akribie man vor rund 2200 Jahren diese Kunstwerke hergestellt hat. Es war eindrucksvoll diese Gegenstände im Original sehen zu können.
Im Garten der Grabanlage gab es wunderbare Rosenblüten, wo ich nicht widerstehen konnte. Ich verzichtete ausnahmsweise auf Wus informative Erklärungen und machte mich makromäßig an die Rosenblüten.
Im vollständig freigelegten Schacht drei, der bei weitem nicht so groß ist wie Schacht eins, stehen insgesamt 68 Soldaten.
Im Schacht zwei sind die meisten Schätze noch im Boden verborgen.
Ein kleines Museum zeigte zwei Bronzewagen, die innerhalb des ersten Walls um den Grabhügel gefunden wurden. Die Wagen weisen nur die halbe Größe eines Originals auf. Die Halle war stark abgedunkelt, und wir konnten die Kostbarkeiten nur hinter Sicherheitsglas bestaunen.
Im Verkaufsraum des Museums hatte jeder Gelegenheit Terrakotta Soldaten in jeder Form und Größe zu erwerben.
Die eigentliche Grabstätte, ein gewaltiger Erdhügel unter dem ein ganzer Palast vermutet wird, ist bislang noch gar nicht geöffnet worden. Das Mittagessen nahmen wir in einem Lokal ein, welches "sinnvoller" Weise über einer großen Verkaufshalle lag, und wo der Weg zum Restaurant (wohl durchdacht) durch die Kaufhalle führte. Auch hier gab es Terrakotta Figuren zu einem weit aus günstigeren Preis, was Wu uns so erklärte. Die Figuren im Museum werden aus dem gleichen Lehm hergestellt, aus dem die Original Figuren gefertigt sind, man verwendet dafür den abgetragenen Lehm, der beim Ausgraben des Grabschatzes übrig ist, während alle anderen Figuren, die hier und sonst wo angeboten werden, aus irgendwelchem Lehm gefertigt sind, der nichts mit den Original Figuren zu tun hat.
Besonders lustig war es, dass während wir aßen ein Koch im Speisesaal Nudeln zubereitete. Er war unheimlich gesckickt und es sah sehr lustig aus, wie aus dem Teigklumpen in kurzer Zeit hauchdünne Nudeln entstanden.
Danach fuhren wir zur Stadtmauer von Xi'an. Die Stadtmauer ist die einzige vollständig erhaltene Stadtmauer in China. Man kann die Altstadt sogar zu Fuß auf dieser imposanten Mauer umrunden. Mit einer Gesamtlänge von insgesamt 16 km umschließt sie die Innenstadt von Xi'an.
Vom Aufbau her ist sie ein ummauerter Erdwall. Ihre Breite beträgt am Sockel 18 m, an der Krone 12 m. Ihre Höhe beträgt 12 m. Vier Tore (Nordtor, Westtor, Südtor und Osttor) gewährten früher einen durch Zugbrücken geschützten Zugang zu der Stadt.
Auf der Mauer sind in regelmäßigen Abständen Wachtürme. Der Zwischenraum zwischen Mauer und Wassergraben bietet Platz für einen sehr schön angewachsenen, gepflegten Park.
Wu erzählte uns, dass die Zugbrücken in den Toren früher morgens durch ein Signal des Glockenturms heruntergelassen und am Abend durch ein Signal des Trommelturms wieder hochgezogen wurden.
Wir konnten einen der Wachtürme besichtigen. Ein Kalligraph, der im Turm sein Geschäft betrieb, erstellte uns Stempel mit unseren deutschen Namen sowie den entsprechendem chinesischen Schriftzeichen. Wu empfahl uns diesen Mann als einen besonderen Künstler der Kalligraphie. Klar habe ich mir so einen Stempel fertigen lassen, und zukünftig kann ich meine Bücher mit diesem Stempel signieren.
Als Abendessen war ein Kaiseressen für uns bestellt. Wie wir feststellten war die Reiseleitung stets bemüht uns eine abwechselungsreiche Speisekarte zu bieten. Das Kaiseressen bestand aus kleinen gefüllten Teigtaschen in Körben gegart. Herrliche Leckerbissen wurden uns kredenzt, es schmeckte köstlich. Ich glaube an diesem Abend habe ich mir die überflüssigen Pfunde angefuttert. Und plötzlich konnten wir auch mit Stäbchen essen. Bei diesen kleinen Teigtäschchen war es kein so großes Kunststück.
Zum Abschluss gab es eine Suppe, Feuertopf genannt. Das Mädel welches den Topf brachte, sprach das Wort "Feuertopf" so allerliebst aus, wir waren begeistert. Sie strengte sich ganz furchtbar an, das "R" im Feuertopf richtig auszusprechen.
Wu stellte uns noch seinen Sohn, seinen ganzen Stolz vor, denn seine Gattin mit Sohn hatten ebenfalls in diesem Restaurant gespeist. Das hatte seinen Grund, den ich später noch erkläre. Inzwischen war es dunkel geworden und wir fuhren zur Großen Wildganspagode. In China war am nächsten Tag Mondfest, und das ist ein besonderes Fest in China. Das Mondfest oder Mittherbstfest wird in China am 15. Tag des 8. Mondmonats nach dem traditionellen chinesischen Kalender begangen, an diesem Tag ist Vollmond. Und das war im Jahre 2005 der 18. September. Wu erzählte uns, dass eine runde Figur in der chinesischen Sprache Wiedersehen, Wiedersehenstreffen und Familienzusammenführung symbolisiert. Daher wird das Mondfest auch "Fest des Zusammenseins" genannt. Am Tag des Mondfestes treffen die Familienmitglieder zusammen: Auch Söhne und Töchter, die bereits eigene Familien haben, bringen ihre Familienmitglieder zu ihren Elternhäusern für ein Wiedersehen. Diese Tradition wird von allen Chinesen gepflegt. Bei der Feier des Mondfests sitzt die ganze Familie gemütlich zusammen, genießt den Mondkuchen und betrachtet den leuchtenden Vollmond. Aus diesem Grund eben waren die Gattin und der Sohn Wus zum Restaurant gekommen. Sie begleiteten uns zur Pagode, damit Wu anschließend mit ihnen zurück fahren konnte und das Mondfest im Kreis der Familie feiern konnte. Das Mondfest hat eine lange Geschichte. Im Altertum opferten die Kaiser im Frühling der Sonne und im Herbst dem Mond. Schon in den Geschichtswerken aus der Zhou-Dynastie ist das Wort "Mittherbst" zu finden. Später folgten die Adligen und Literaten dem Beispiel der Kaiser und bewunderten im mittleren Herbst den hellen Vollmond. Später entwickelte sich diese Sitte im Volk zu einer traditionellen Aktivität. In der Tang-Dynastie entstand das Mondfest. In der Ming- und der Qing-Dynastie ist es eines der wichtigsten Feste Chinas geworden. Zum Mondfest gibt es mehrere Sagen. Nach einer rührt das Mondfest von der Legende um den Helden Hou Yi her. In der Vorzeit gab es zehn Sonnen, die die Erde vertrockneten und die Ernte verdorren ließen. Hou Yi bestieg den Gipfel des Kunlun-Berges, schoss neun Sonnen herunter und befahl der letzten Sonne, jeden Tag pünktlich auf- und unterzugehen. Von einer Göttin hatte Hou Yi eine Pille der Unsterblichkeit bekommen. Sein Frau Chang'e schluckte diese Medizin und schwebte daraufhin zum Mond empor. Dort baute sie sich einen Palast, in dem sie seitdem lebt. Die Legende des Mondfestes Das Mondfest hat viele Sitten, die von Ort zu Ort variieren. Sie drücken alle den heißen Wunsch der Menschen nach einem glücklichen Leben aus. Die wichtigsten von ihnen, die bis heute beibehalten werden, sind die Bewunderung des Mondes und das Speisen von Mondkuchen. Am 15. Tag jedes Mondmonats hat man Vollmond. Am 15. Tag des 8. Mondmonats ist der Mond besonders hell und rund. Nach dem Mondkalender ist diese Zeit Herbst, wo Getreide und Obst reifen. Am Abend des Mondfestes sitzen Blutsverwandte oder Freunde zusammen, um den Mond zu bewundern. Am Mondfest jedes Jahres werden an verschiedenen Orten viele Veranstaltungen zur Bewunderung des Mondes organisiert. In Xian wurde das bevorstehende Mondfest mit Wasserspielen und Feuerwerk gefeiert. Ein großer Laserstrahl schwenkte vor der Pagode, es war eine einzigartige, für uns faszinierende Stimmung. ![]() Filmchen (3,4 MB) Wir kniffen uns gegenseitig in den Arm, um uns bewusst zu machen, dass wir das wirklich erleben.
Ich kann es nicht mit Worten beschreiben, wie sehr wir diese außergewöhnliche und eindrucksvolle Atmosphäre genossen. Unsere Gruppe hatte sich getrennt, wir wollten nach den Wasserspielen am Bus zusammentreffen, so dass wir während der gesamten Vorführung niemand von unserer Gruppe sahen. Es war eine ungewöhnliche Stimmung fanden wir, und dass wir uns so alleine zwischen den Einheimischen aufhielten, war besonders reizvoll für uns. Wir staunten mit allen zusammen den Mond an und waren erfüllt von einer Faszination und inneren Freude, das erleben zu dürfen.
Film, (5,2 MB) Film, (4,2 MB) Film, (6 MB) (Vielleicht übermitteln die kleinen Filmchen ja ein wenig von der Stimmung) Nach der Heimkehr in das Hotel mussten wir uns leider ganz profanen Dingen zuwenden und die Koffer packen, d. h. wir hatten sie gar nicht ausgepackt, ab jetzt wechselten wir alle zwei Tage das Hotel und somit ließen wir die Koffer nur aufgeklappt im Hotelzimmer stehen. Wir verbrachten den nächsten Tag zwar noch in Xi'an, aber unser Gepäck wurde, wie in Beijing, morgens schon abgeholt und vom Reiseveranstalter für uns eingecheckt. |
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