Dein Auge hat mein Aug erschlossen, Du sahst mich an, da ward es Tag; Mit Licht und Farbe war umflossen, Was einst im Graun der Nächte lag. Zur Freude bin ich auserkoren, Ich träum in liebtrunkner Ruh; Ich lächle gar, in Lust verloren, Der dunklen Zukunft heiter zu. Und mir gehört das Nah`und Ferne, Mir mehr, als singen kann mein Lied: Wer zählt noch da die goldnen Sterne, Wenn er den ganzen Himmel sieht. Wie sich die Rebenranken schwingen In der linden Lüfte Hauch, Wie sich weiße Winden Schlingen Luftig um den Rosenstrauch. Also schmiegen sich und ranken Frühlingsselig, still und mild Meine Tag- und Nachtgedanken Um ein trautes liebes Bild. Ich muß hinaus, ich muß zu dir, Ich muß es selbst dir sagen: Du bist mein Frühling, du nur mir In diesen lichten Tagen. Ich will die Rosen nicht mehr sehn, Nicht mehr die grünen Matten; Ich will nicht mehr zu Walde gehen Nach Duft und Klang und Schatten. Ich will nicht mehr der Lüfte Zug, Nicht mehr der Wellen Rauschen, Ich will nicht mehr der Vögel Flug Und ihrem Liede lauschen - Ich will hinaus, ich will zu dir, Ich will es selbst dir sagen: Du bist mein Frühling, du nur mir In diesen lichten Tagen! August Heinrich Hoffmann von Fallersleben * 2. April 1798 in Fallersleben † 19. Januar 1874 in Corvey |
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