Nachtrag zu gestern

Ich hatte vor zwei Jahren spontan nach der Lektüre der hiesigen Tageszeitung einen Leserbrief für unsere Zeitung geschrieben, den ich dann aber doch nicht hingeschickt habe.
Der Text paßt allerdings so gut zum „Internationaler Tag der Muttersprache“ (siehe Artikel gestern) — hier ist er:


Da lese ich heute in der EV, dass Margot Käßmann sich gegen Vorwürfe wandte, dass Ausländer kein Deutsch sprechen ….

Ich nahm es ohne weitere Gedanken zur Kenntnis, aber ein paar Seiten weiter las ich dann, ebenfalls in dieser Zeitung, dass die Senioren sich an einer „Showtanzformation“ erfreuten.

Als nächstes fand ich den Ausdruck „Fair-Trade-Fabrik“ und gewissermaßen als Höhepunkt (am gleichen Tag in gleicher Zeitung) dass die Pfarrgemeinde einen „Outdoor Gottesdienst“ feiert.

Ich grübelte einen Moment und dachte, wofür sollen denn Ausländer überhaupt Deutsch sprechen bzw. es erlernen, wir sprechen doch selber kaum noch Deutsch.

Bei uns in Deutschland findet in Firmen ein „Meeting“ statt, wo die Teilnehmer zum „Brainstorming“ aufgerufen werden und anschließend ein „Feedback“ abzugeben haben, der „Workflow“ muss auf jeden Fall eingehalten werden.
Nachdem die „Allroundlösung“ durch den „Key-Account-Manager“ gefunden wurde, die „Performance“ festgestellt wurde und — falls noch „Ressourcen“ frei sind, trifft man sich im Anschluss, aber nicht „overdressed“, zu einem „Event“ (eine „After-Work-Party“ oder ein „Barbecue“) am „Meeting Point“ oder einer adäquaten „Location“.

Das endet eh alles mit dem „Burn-Out-Syndrom“ (das Wort ist ja neuerdings groß in Mode), weil so viel „Mobbing“ betrieben wird.

Das mal als spontanes „Brainstorming“ meinerseits.

Wir benutzen tagtäglich Wörter, die hätte meine Großmutter niemals verstanden.

Schauen wir uns in der Wohnung einer deutschen Familie um:

  • Im Kinderzimmer die „Playstation“ und der „mp3 Player“, der „Walkman“ (oder ist der „out“?) evtl. noch ein paar „Alien“.
  • Im Bad „Shampoo“, „Bodylotion“, „Spray“, die „Day- oder Nightcreme“, oder noch besser die „Antiage-Creme“. Der „Whirlpool“ (wer sich’s leisten kann).
  • In der Küche „fast Food products“, ein „Sandwichbrot“ zum „toasten“, im Kühlschrank „Cream“ und „Juice“ und „Icecream“. Und für die Spülmaschine den „Cleaner“.
  • Im Wohnzimmer ein „Image Viewer“ mit „Audio Surround sound“ und „Widescreen“ und der „Receiver“, Bücherschränke brauchen wir nicht mehr, Bücher werden als „E-Book“ auf dem „E-Book Reader“ gelesen — wie gut, dass das gute alte Sofa noch Sofa heißt.
  • Im Schlafzimmer, im Schrank das „T-Shirt“ und das „Sweatshirt“ und die „Jeans“ (seit Jahrzehnten bereits eingedeutscht). Hauptsache sie hat das richtige „Label“.

Die Kinder haben einen „Skateboarder“, die Eltern sind „Nordic Walker“. Früher ging man zum Turnverein, heut macht man „Bodybuilding“. Die Tochter, ein „Eye-Catcher“, möchte ja schließlich „Cheerleader“ werden. Das „Image“ muss stimmen denn niemand will ein „Loser“ sein.

Wir Deutsche essen beim „Burger King“ den „Whopper“ mit „Cheese and Bacon“ (Käse & Speck ist out). Oder wir gehen „brunchen“.

Raucher haben sich in der „Smoking Area“ aufzuhalten.

Wenn wir keinen Parkplatz finden machen wir „Park and ride“, wir eilen zum „Discounter“, gehen kurz in den „Coffeeshop“, nehmen einen „Coffee to go“ mit, um dann „at home“ „Home office“ zu betreiben. Wichtig ist, dass die „To-Do-Liste“ abgearbeitet wird, anschießend „chillen“ wir dann.

„Learning by doyng“ ist angesagt.

Wir machen „Onlinebanking“ und kaufen „online“ ein, gehen zum „Hairdresser“ in die „City“ und lassen die Haare „cuten“ und „stylen“, haben ein „Notebook“ und eine „Webcam“, Begriffe wie „download“ und „upload“ gehören zum täglichen Sprachgebrauch, am Feierabend fahren wir mit dem „Mountainbike“ oder dem „E-Bike“.

Oder ziehen die „Outdoor footwear“ an und wandern, das richtige „Outfit“ ist wichtig.

Das gute alte Buch hat ausgedient, im Bücherregal steht heute ein „E-Book Reader“ (nur einer :haha: der Rest des Regals ist frei für „electrical appliances“).

Ein „Date“ zum „Photoshooting“ wird auch immer wieder gerne gemacht, falls man über das richtige „Equipment“ verfügt.

Wir schreiben uns „E-Mails“ oder eine „Message“, und das Auto kaufen wir nicht mehr, „Leasing“ ist in, und den Wagen stellen wir ins „Carport“. Man liebt den „American way of life“.

Ist etwas defekt gibt es die „Hotline“, oder den „Powerservice“, oft erreicht man dann nur das „Callcenter“. Wichtig dabei ist der „Freecall Tarif“.

Der Bundespräsident (der Papst auch) hat keinen Leibwächter mehr, das ist ein „Bodyguard“, und seinen Gästen spendiert er (der Bundespräsident, nicht der Papst – oder der auch? :haha: ) „Drinks“ und „Appetizer“ oder einen „Snack“, alles bestellt beim „Catering“, bevor er zur Tagesordnung, nein zur „Agenda“ über geht.

Wir gebrauchen keine Fahrkarte, oder Eintrittskarte oder Parkschein mehr, das sind heute alles „Tickets“. Abends hören wir die „News“ der „Rating-Agenturen“ oder schauen eine „Talkshow“ oder einen „Thriller“ an.

Für den Urlaub suchen wir die günstigste „Airline“ für einen „Charterflug“, („Bodyscanning“ ist ja zum Glück wieder eingestellt) und buchen „all inclusive“ am besten „Last minute“ und freuen uns auf die „Beach party“. Wenn wir Pech haben wird der Flug allerdings „gecancelt“.

Ganz „trendy“ sind die englischen Wörter, die inzwischen halb eingedeutscht werden, wie „gecancelt, gecrasht, geupdatet, gedownloadet oder downgeloadet“.

Oder gehen ins „Backpacker resort“, beliebt ist auch „Survival-Holiday“. Wir machen eine „Sightseeing-Tour“, betreiben „Smalltalk“, „simsen“ den Freunden etwas.
Manchmal endet der Urlaub auch als „Horrortrip“, und wir jammern wegen „Jet-lag“ am „day after“.

Man ist „cool“ und hat ein Handy (dabei ist das gar nicht englisch) oder ein „Smartphone“, hört die „Voicebox“ ab und bekommt irgendwann eine „Midlife crisis“.

Unsere Kinder feiern „Halloween“, wissen aber nicht mehr was Lamberti ist, und neuerdings heißt es „X-Mas“, nicht Weihnachten.

Und ganz toll ist „outsourcing“, total „cooles“ Wort, das „Highlight“ überhaupt, vor allem wenn man einen Dienst „geoutsourct“ hat :totlach: (Für mich seit Jahren das Unwort schlechthin)

Frage:

Sollen Ausländer nicht besser die englische Sprache erlernen, die deutsche ist doch eh „out“?


Passende Abschlußworte, bei „English for Runaways“ gelesen, „I break together“ und „I wish you what“!!


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30 Antworten zu Nachtrag zu gestern

  1. ute42 sagt:

    Superklasse geschrieben :jubel: :jubel:
    Genau so ist es, die deutsche Sprache entschwindet langsam. Vielleicht sollten wir uns langsam darauf besinnen, back to the roots zu gehen :haha:

    • Agnes sagt:

      Wir sollten ein wenig mehr darauf achten, dass wir mehr deutsch und weniger denglisch sprechen.
      Obschon ich kein Gegner der englischen Sprache bin, sie ist einfach DIE internationale Verständigung.

  2. Lemmie sagt:

    Liebe Agnes!
    Ein großartiges „Posting“ von Dir.
    Am schlimmsten finde ich, dass ich manche neudeutschen Begriffe nicht verstehe bzw. dauert es oft sehr lange, bis ich weiß, was gemeint ist. Zum Beispiel wusste ich erst nach einiger Zeit, was im TV mit „Primetime“ gemeint war.
    Aber jetzt ist Freitag Abend, da beginnt schon die Vorfreude auf morgen, da mache ich das Shopping-Mall unsicher.
    Lieben Gruß
    Lemmie

    • Agnes sagt:

      Ganz ohne englische Begriffe kommen wir sicher nicht aus, alleine am Rechner werden wir sicher weiter von downloaden und nicht von herunterladen sprechen.
      Aber es gibt schon Dinge die nicht sein müssen. X-mas z. B. mag ich absolut nicht.
      Und Wörter wie Burn Out und Smoking Area — müssen die sein?

  3. Franka sagt:

    Sehr gut geschrieben, da kommt der ganze Unmut raus – so klingt es jedenfalls und ich finde, du hast Recht. Ich könnte ganz viel dazu schreiben, picke aber nur ein wenig raus:
    Hier hatte auch gerade ein großes Kaufhaus ’season’s sale‘. Das finde ich schrecklich, weil es schon lange deutsche Ausdrücke dafür gibt. Es besteht also keine Notwendigkeit, das zu ersetzen, nur weil das vermeintlich schicker klingt.
    Andererseits ist es normal, dass Wörter aus anderen Sprachen bei uns Einzug halten; sie werden mit den Jahren eingedeutscht, wie z.B. Bluse (franz. blouse) oder man denkt gar nicht mehr an ihre ‚fremde‘ Herkunft, wie z.B. Portemonnaie (trage das Geld), das ja nun zum Portmoné (oder so ähnlich) wird.
    Meine Großmutter sagte übrigens zum Sofa ‚Schäselong‘ (chaiselongue) und Trottoir zum Bürgersteig.
    Es ist wie bei allen Sachen: Computer ist OK, obwohl wir ja ‚Rechner‘ haben, aber manches andere ist maßlos übertrieben.
    Einen schönen Abend wünsch‘ ich noch,
    Franka

    • Agnes sagt:

      Ach nee Unmut war das nicht, das paßte nur so gut, es ergab sich halt so, zuerst der Aufruf in der Zeitung, dass Ausländer (stand da so) kein Deutsch können, und dann laufende Meter englische Wörter, das hat mich einfach irritiert.

      In der Firma habe ich mich früher über einige Dinge geärgert, wirklich geärgert.
      Wir hatten keine Besprechungen, oder Sitzungen, oder Gesprächskreise, oder Tagungen mehr, alles bekam hochtrabende englische Wörter, von daher rührt mein Unmut in dieser Sache.
      Meine Mutter sagte auch „Schäselong“ ich fand als Kind, dass das schick klingt, das weiß ich.

      Es ist wohl schwierig ein gesundes Mittelmaß zu finden, aber wenn zu viel englische Wörter in unseren Sprachgebrauch einfließen, dann verlieren wir doch irgendwie unsere Wurzeln.

  4. Werner sagt:

    Abgesehen davon, das du vollkommen recht hast, sehen das unsere Politiker anders.
    http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article113848650/Europa-soll-Englisch-sprechen.html lese mal den Artikel, das sagte unser Bundespräsident gestern. Ich glaube wir können dagegen wettern wie wir wollen, irgendwann spricht halt alles englisch im vereinten Europa.

    Gruß Werner

    • Agnes sagt:

      Nun ja der Aufruf von Herrn Gauck, dass die englische Sprache zur Verständigung innerhalb Europas von allen beherrscht werden sollte finde ich nicht schlecht.
      Englisch läßt sich jedenfalls besser und leichter erlernen als z. B. französisch.
      Und es soll ja nicht unsere Sprache werden, er spricht von Zweisprachigkeit.
      Ich mag ihn ja nicht sehr gerne den Herrn Gauck, aber in diesem Fall bin ich nicht so gegen ihn.
      Eine andere Frage ist vielleicht ob wir ein vereintes Europa brauchen?
      Das habe ich immer angezweifelt. Große Staaten wie die ehemalige UdSSR zersplittern sich in viele kleine Staaten, weil es nicht läuft mit dem großen Staat, (wie auch das ehemaliges Jugoslawien, und die ehemalige Tschechoslowakei) und wir wollen hier mit einem Großstadt versuchen.
      Aber wenn vereintes Europa, dann sollten wir uns auch verständigen können, ja müssen.

  5. aNette sagt:

    Ich hab kein Wort verstanden, bin ich dann von gestern?
    Du weißt, ich lese nicht so gern so viel in einem Blog. Aber diesen deinen Artikel habe ich mir mit Vergügen einverleibt. Man sollte mal darüber nachdenken.
    Aber das ist der Lauf der Dinge. Es gab mal mal eine französiche Zeit. Da gab es dann so Begriffe wie Portmonnee/ Portemonnaie, Dessous, Desserts und Chaussee. Das haben unsere Eltern mühelos gelernt. Nun sind wir auf dem Englischtripp. Auch das wird unsere Sprache überstehen. Was kommt als Nächstes? Wahrscheinlich chinesisch. Das wird heiß :totlach:
    Schönes Wochenede. Liebe Grüße, Anette

    PS: In unserer Straßenbahn gibt es eine „Haltewunschtaste“ Der Knaller, wie ich finde, in unserer globalisierten Welt. Stop Taste wäre da wesentlich einfacher.

    • Agnes sagt:

      Der Anfang war halt der Aufruf, dass Ausländer nicht ausreichend Deutsch sprechen, und dann folgen Artikel da wimmelt es von englischen Wörtern.
      Das wollte ich damit eigentlich nur aufzeigen.
      Ansonsten ist der Artikel heute für mich eher ein „Schmunzelbeitrag“, mit ernstem Hintergrund.
      Wenn ich in meinem Leben noch chinesisch erlernen soll, dann streike ich.
      :schrei:

  6. do sagt:

    Du triffst die Sache genau :totlach: – und hast uns, zumindest mich, zum Nachdenken, aber auch zum Lachen gebracht. Einfach klasse.
    Herzlich, do :bibber: bei -6°

    • Agnes sagt:

      Letzteres war mir hier im Blog wichtig, es sollte ein Schmunzler sein, aber schon mit einem ernsten Hintergrund.
      Es freut mich, dass Du es so aufgefaßt hast.

  7. Edith T. sagt:

    Das ist ja sooo genial, liebe Agnes!
    Ich kann Deine Empfindungen vorbehaltlos unterstreichen. Nach Möglichkeit – und davon gibt es mehr, als man manchmal meint – benutze ich deutsche Wörter / Begriffe.
    Du solltest das, was Du geschrieben hast, auch jetzt noch bei der Zeitung einreichen. Leserbriefe oder Stellungnahmen werden ja noch Tage im Nachhinein abgedruckt.

    Klasse! meint
    Edith

    • Agnes sagt:

      Im Grunde habe ich ja mit dem Beitrag die Zeitung angegriffen, die gerne derart viele englische Wörter in die Texte einbaut, da ist es fraglich ob sie das veröffentlichen würden.
      Außerdem berufe ich mich ja in den ersten Sätzen auf eine bestimmte Zeitung, und die erschien vor ein oder zwei Jahren.
      Ich müßte daher einiges abändern, ach — hab dazu nicht so recht die Lust, auch müßte ich alles noch mal überarbeiten und verfeinern, es fehlt noch der letzte Schliff.

  8. Georg sagt:

    Hallo Agnes,

    da hast Du aber eine geballte Ladung losgelassen, und ich kann gut verstehen, dass Du den übermäßigen Gebrauch eines Vokabulars anprangerst, das wenig mit Deutsch zu tun hat. Aber viele dieser Modewörter, meist englischer Herkunft, haben in der Regel nur ein paar Jahre Bestand. Einige wenige bleiben auch, und das war schon immer so, denn jede Sprache entwickelt sich. Solange Schriftsteller und die meisten Journalisten noch eine Sprache sprechen und schreiben, die für jeden halbwegs gebildeten Deutschen verständlich ist, habe ich keine Angst um unsere Sprachkultur. Über Modeerscheinungen sollte man besser lächelnd hinweg sehen. Für manches technische Gerät gibt es eben kein deutsches Wort. Wozu auch, wenn es nach wenigen Jahren sowieso wieder vergessen ist.

    Im der britischen Zeitung „Guardian“ gab es neulich eine Artikel über die Möglichkeiten in der deutschen Sprache, lange Wörter zu bilden die Sachverhalte beschreiben, für die ein Engländer oft 10 Wörter und mehr braucht um das gleiche auszudrücken. Das ist weltweit einzigartig, dass wir sogar in der Lage sind, mit den Möglichkeiten unserer Sprache Wortungetüme neu zu erfinden, manche setzen sich sogar aus deutschen Wörtern und Fremdwörtern zusammen. Und weil Deutsch eine so kreative und wandlungsfähige Sprache ist, wurde es möglich, das sich für das „Suchen im Internet per Suchmaschine“ das Wort „googeln“ bilden konnte, dass sich sogar perfekt in unsere Grammatik einfügt. Das ist für mich ein erfreuliches Zeichen, dass unsere Sprache lebt. Sollte es Google irgendwann mal nicht mehr geben, wird auch dieses Verb mit all seinen grammatischen Formen wieder verschwinden. So ist das Leben.

    Wirklich aufregen kann ich mich über den häufigen Gebrauch von Abkürzungen, die je nach Sachgebiet völlig unterschiedliche Bedeutungen haben können. Da verstehe auch ich manchmal nur noch Bahnhof. Das ist meiner Meinung nach die schlimmere und oft auch verhängnisvollere Sprachsünde unserer Zeit.

    Schönen Sonntag und liebe Grüße,
    Georg

    • Agnes sagt:

      Wie ich schon bei Franka geantwortet habe, ich bin ein wenig geschädigt aus meinem Berufsleben.
      In den letzten Jahren war das echt schlimm. Wir hatten keine Besprechungen, oder Sitzungen, oder Gesprächskreise, oder Tagungen mehr, alles bekam hochtrabende englische Wörter, es hat mich immer genervt, was mir da an englischen Brocken um die Ohren flog.
      Ja und dann die Debatte ob Ausländer ausreichend Deutsch sprechen, aber in jedem Satz in den Medien wimmelt es von englischen Wörtern.

      Alles mit Maßen ist ja okay, aber manchmal ist es einfach zuviel.
      Ich hörte immer wieder: Outsourcing (ein Lieblingswort bei uns), Key-Account, Briefing, Casting, Break-even-point, Brainstorming, Customer-Relationship, Human-Resources, Return on Investment, Consultant, BreakOut-Session, Global-Player, Corporate Citizenship, Skills, dazu dann Meeting und Event – und, und, und.
      In Power Point mußte ich keine Präsentation sondern ein Exposé erstellen.
      EBIT hörte ich jeden Tag, immer wieder.
      Ich konnte einige Wörter nicht mehr hören.
      Früher sprach man von seiner „Firma“ oder „Unternehmen“, heute ist es die „Company“.
      :totlach:

      • Georg sagt:

        Hallo Agnes,
        dieses Unternehmensvokabular hatte ich als Selbständiger jetzt gar nicht auf dem Radar. Aber stimmt. Aber das ist nun wirklich so überflüssig wie ein Kropf und tut unserer Muttersprache tatsächslich nicht gut. Der Gipfel, den ich mal erlebt hatte war, dass man in einer deutschen Fabrik alle „Meetings“ komplett in Englisch stattfinden lassen wollte und den firmeninternen Email-Verkehr sowieso. Ich glaube, ich hatte mir damals fassungslos an den Kopf gefasst, als ich davon hörte. Wenn man mich zwingen würde an meinem deutschen Arbeitsplatz generell auf deutsch zu verzichten, empfände ich das zutiefst als Beleidigung. Da bin ich ein Patriot.

        LG, Georg

        • Agnes sagt:

          Dein letzter Satz gefällt mir am besten!
          Wir sollten ein wenig mehr Patriot sein, das würde uns Deutschen gut zu Gesicht stehen, auch bei anderen Dingen.

  9. Dekoratz sagt:

    Hallo, liebe Agnes – ich habe soeben auf Deinen schönen Blog gefunden und: Du hast „ein bißchen“ recht. Weißt Du, ich mache gern auch mal die verantwortlich, die zu einem Zustand führen uuuund: Sind wir das nicht manchmal selbst? Ich mache immer noch Fotos ganz ohne Shooting, gehe zum Schluß-oder Ausverkauf und nicht zum Sale, und wenn ich etwas schön finde, ist es eben nicht cool, sondern im besten Fall toll.
    Die Kinderbücher in meinem großen Buchbestand kann ich nicht reinen Gewissens einem Kind anbieten: Lies viel, Kind … das hilft beim Schreiben … nö … da gab es eine in meinen Augen völlig sinnlose Rechtschreibreform, an die wir uns nun auch schon gewöhnt haben. Schicke ich eine SMS schreibe ich alles klein, denn das geht so schön schnell …
    Du hast recht mit Deinem Post, ich schließe mich aber auch meinem Vorredner Georg an, und ich versuche es für mich ab und zu eben ganz in meiner Sprache.
    Liebe Sonntagsgrüße von Barbara

    • Agnes sagt:

      Da sind wir durchaus einer Meinung Barbara.
      Übrigens schreib ich eine SMS auch nur in Kleinbuchstaben, das liegt aber mehr daran, dass ich zu ungeübt bin beim Schreiben auf der Tastatur des kleinen mobilen Telefons.

  10. Gerd sagt:

    Hallo Agnes,

    was für ein Nachtrag zur Muttersprache!!! Da hast Du Dir aber Mühe gegeben und ein sehr schöner Beitrag ist dabei raus gekommen. Recht hast Du, aber leider kommen wir an ein paar Wörter nicht mehr vorbei. Die sitzen mittlerweile so fest in unserem Sprachgebrauch das wir die nicht mehr raus bekommen. Aber ein bisschen mehr drauf achten kann man schon, ich werde das mal versuchen.

    Liebe Grüße – Gerd

    • Agnes sagt:

      Ja die englischen Wörter schleichen sich immer mehr in den alltäglichen Sprachgebrauch ein, einiges wird schon gar nicht mehr als „Nichtdeutsch“ empfunden.
      Daher ist es ja vielleicht ganz gut, wenn wir hin und wieder daran erinnert werden, und darauf achten dass das nicht zu viel wird.

  11. Werner sagt:

    Liebe Agnes,
    habe alles gelesen. Musste leider nicht lachen, sondern bekam eine riesige Gänsehaut. Denke dabei an Sarazin, der da in seinem Buch recht hat indem er es „Deutschland schafft sich ab“ nannte.
    Als Achtzigjähriger betrachte ich diese Entwicklung beängstigend. Es ist nicht nur unsere geliebte Muttersprache, die hier verkommt. Die Zeit wird kommen, wo es auch keine Kirchen mehr bei uns geben wird.
    Liebe Grüße,
    Werner!

  12. Guten Tag, Agnes, ich fands bei der Lemmie und genau so ist es. Wir sind aber nur ganz kleine Lichter, die da gegenan gehen. In einigen Jahren spricht man nur noch Englisch mit Akzenten auf Deutsch. Das ist der Trend (Richtung), da kann man nur staunen.

    Herzliche Grüße von Inge

    • Agnes sagt:

      Wir sollten schon aufpassen, dass unsere Kultur nicht völlig verloren geht.
      Nicht nur sprachlich geht viel verloren.
      Auch unsere alten Volksfeste finden keinen Anklang mehr, dafür rennen die Kinder und Jugendlichen dann an Halloween maskiert herum.
      Mich macht das schon sehr nachdenklich.

  13. Johan sagt:

    Was haben sich meine Großeltern aufgeregt, als es zu ihrer Zeit „Perron“ statt Bahnsteig hie0, sie ins „Coupe“ statt des Abteils steigen und vorher ein „Billet“ als Fahrkarte lösen mussten. Und wenn es regnete, hatten sie besser ihre „Paraplue“ (Regenschirm) dabei. Mein Großvater ging noch in „Comptoir“, das später „Büro“ und heute „Office heißt. Das „Billet“ wurde zur Fahrkarte und heißt heute Ticket Und das Coupe ist heute ein besonders schnittiges Kraftfahrzeug, um nicht das Fremdwort „Auto“ zu verwenden.
    Was ich damit sagen möchte: Sprachge ist nichts Statisches. Sie steht nicht unveränderbar fest, sondern wandelt sich täglich – mit ihren Benutzern. Sie lebt davon, dass neue Wörter hineinkommen, weil es etwas Neues gibt. Und passt sich dann an. Wer sagt heute noch „harddisc“, wenn er die Festplatte seines mobilen Rechners meint? wer benutzt noch ein „kleyboard statt einer Tastatur, wer sagt noch „Random Access Memory“, wenn er den Arbeitsspeicher meint? Vor ein paar Jahren kannte noch keiner das Wort „unkaputtbar“ (stammt aus der Werbe-Sprache) oder die „Klapp-Karibik“ (Jugendsprache für Sonnenbank) Und für die Sentenz „Das macht mich an“ hätte ich von meinem verehrten Deutschlehrer ein paar hinter die abstehenden Löffel gekriegt.
    Natürlich kann man den momentanen Trend zum „Denglish“ bedauern – er wird genau so wenig dauerhaft sein wie das Werbedeutsch der 70er („Wer wird denn gleich in die Luft gehen – greif’ lieber zur HB“). Und man muss das ja nicht selbst mitmachen :ja:
    Unsere Studierenden an der Hochschule, an der ich nebenbei unterrichte, drehen das übrigens gerade um. Sie reden von „Hartware“ und „Weichware“, wenn sie Hardware und Software meinen, sie finden das einfach „kühl“ statt cool.
    Ich nebenbei auch.
    :rotwein:

  14. Irmgard sagt:

    Hallo Agnes,
    bei Lemmie fand ich den Link zu Dir und hatte jetzt die Zeit, Deinen Beitrag zu lesen. Du hast Recht: Es ist wohl besser, Englisch zu lernen, weil diese Sprache allgemein angewandt wird. Diese „neudeutschen“ Anglizismen mag ich nicht unbedingt. Ich gebrauche sie teilweise schon, wenn man sie nicht mit einem Wort übersetzen kann, aber wenn ich einen gleichwertigen deutschen Begriff kenne, benutze ich diesen.
    Ganz kann man sich unterdessen der heutigen Sprache nicht entziehen. Wir hatten ja auch schon eine andere Sprache als unsere Eltern, und so geht es eben weiter.
    Dass Ausländern vorgeworfen wird, wenn sie nicht gut Deutsch sprechen können, finde ich sehr ungerecht. Meist noch von Menschen ausgesprochen, die keiner anderen Sprache richtig mächtig sind. Unsere Deutsche Sprache ist so diffizil und hat so viele Ausnahmen, dass sie sehr schwer zu lernen ist. Da wäre es, wie gesagt, wirklich leichter, Englisch zu lernen.
    Liebe Grüße, Irmgard

    • Agnes sagt:

      Es wäre sicher leichter, wenn wir weltweit nur noch englisch lernen und sprechen würden, vieles wäre einfacher, nur noch eine Sprache, keine Schule müßte Fremdsprachen unterrichten, die Schüler hätten keinen Stress mit diesen Fächern.
      Aber — möchten wir das?
      So bequem es wäre, ich möchte es nicht, und bin sicher es gäbe ein Riesengeschrei in vielen Ländern, weil man die Muttersprache behalten möchte.
      Und darum meine ich, wir sollten auch daran arbeiten, dass sie erhalten bleibt und nicht immer wieder englische Wörter im täglichen Sprachgebrauch verwenden.

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