Es gibt Träume im Leben, die träumt man, und träumt man, und träumt man, man träumt sie immer wieder und irgendwann läßt sich der Traum nicht mehr verwirklichen.
So geschah es mir mit Leonard Bernstein. Ich träumte immer davon, einmal ein Konzert von ihm zu besuchen. Damals, als die Kinder noch von uns versorgt werden mußten, reichte allerdings das Geld nicht für eine Eintrittskarte inklusive Anreise. Also träumte ich davon, dass ich mir irgendwann, wenn die Kinder nicht mehr von uns unterstützt werden, diesen Luxus zu gönne würde.
Aber Leonard machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem er 1990 verstarb. Vorbei die Chance ihn mal live zu erleben, aus der Traum
Ein weiterer Traum von mir war immer Kiri Te Kanawa mal persönlich zu hören, aber sie gastiert so selten in Deutschland und so träumte ich weiter von diesem Konzert.
Im letzten Herbst erfuhr ich dann, dass sie in München in der Philharmonie ein Konzert gibt. Da mein Mann meine Begeisterung teilt, und sie ebenfalls sehr gerne hört, hab ich ihm zwei Eintrittskarten für das Konzert zu Weihnachten geschenkt.
Mein, oder unser Traum wurde wahr, wir erlebten sie am letzten Sonntag in einer Kulisse und Atmosphäre, die ich nur schwer beschreiben kann.
Ich war ziemlich aufgeregt, als wir das Gebäude am Gasteig betraten, warum weiß ich auch nicht, aber ein solches Konzert erlebt man ja auch nicht alle Tage, da darf ich der Sache auch mit einer gewissen Aufregung entgegensehen.
Als wir die Philharmonie (den Musiksaal) betraten, das war ein unbeschreiblicher Moment, dieser Saal sieht echt irre aus. Dagegen ist alles was ich bisher sah so klein und winzig.
Das Gemurmel der Leute war so leise, so hab ich das noch nie erlebt. Ob das Publikum sich „besser benimmt“ oder ob es dort anders klingt, jedenfalls dagegen ist es in Münster im Stadttheater immer sehr laut vor den Veranstaltungen.
Auf der riesengroßen Bühne stand nur der Flügel, der angestrahlt wurde, und sonst nichts, kein Blumenschmuck, nichts. Mikrophon und Lautsprecher werden ja eh nicht gebraucht.
Als sich das Licht verdunkelte verebbte die flüsternde Unterhaltung der Besucher, und dann war eine Stille im Raum, dass ich nicht mal mehr atmen mochte, weil ich dachte das hört dann jeder. Das war für mich der Moment mit der größten Anspannung. Dann öffnete sich seitlich an der Bühne eine Tür und heraus kam SIE. Der Beifall mit dem sie begrüßt wurde war ebenfalls ganz anders als ich sonst erlebt habe. So ein satter voller Klang, sehr kräftig und dennoch war es nicht unangenehm laut.
Kiri Te Kanawa gebraucht keinen Blumenschmuck, keine Fanfaren oder Lichtkegel die im Raum herumschwirren, wie das bei Größen aus dem Showgeschäft üblich ist, sie wirkte einfach durch ihr Auftreten, durch ihre Ausstrahlung. Eine wahre Grande Dame.
Ich war bewegt von diesem Moment, und mußte schlucken vor lauter Ergriffenheit. Ja und dann sang sie, und alle Aufregung fiel von mir ab. Zuerst vier Musikstücke von Mozart, wunderschön, ich liebe ihre sanfte, weiche Stimme, die gerade bei diesen Stücken von Mozart ihre Wirkung hat.
Ich will jetzt nicht jedes Musikstück einzeln aufführen und erwähnen, wer sich dafür interessiert, der bekommt gerne das eingescannte Programm. Es war ein so berauschendes Konzert, dass mir die Worte fehlen für das Erlebnis. Drei Zugaben gab sie noch, nur leider nicht mein Lieblings-Maori Lied, aber ich glaube das paßte auch nicht in Programm, auch nicht als Zugabe.
Fing sie mit leisen, zarten Liedern an, so zeigte sie in den Zugaben was ihre Stimme hergibt, das hat sie „richtig aufgedreht“ wie mein Mann sagte. Bei „O mio babbino caro“ von Puccini sang sie so grandios, dass ich fand man hört es nicht, dass sie tatsächlich kürzlich 65 geworden ist.
Film bei youtube
(ich mußte den Film hier rausnehmen, weil er den Blog für einige Leserinnen gesperrt hat)
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Wir hatten nach dem Konzert noch Zeit, es regnete eh, so dass wir vor dem Abendessen nichts mehr unternehmen wollten (konnten), von daher gingen wir zur Cafeteria um dem Anlaß entsprechend ein Gläschen Sekt als Abschluß des Konzertes zu trinken. Wir wunderten uns, dass im Garderobenbereich so viele Menschen standen, und es dort gar nicht leerer wurde, bis uns die Dame an der Cafeteria sagte, dass Kiri Te Kanawa noch ins Foyer käme zur Autogrammstunde.
Da war es dann um mich geschehen, auf ein Autogramm war ich nicht unbedingt versessen, aber die Dame mal aus der Nähe zu sehen ……
Wir tranken in Ruhe unseren Sekt, bis wir den Applaus hörten. Zum Glück hatte ich meinen Photoapparat dabei, so konnte ich sie dann aus allernächster Nähe photographieren.
Auch hier wieder etwas besonderes, ich erlebte Fans wie man es selten erlebt, wie es eben einer Grande Dame zukommt, es wurde nicht gedrängelt und geschuppst, im Gegenteil, ein Mann machte für mich Platz, und sagte „gehen Sie mal vor, ich habe schon so viele Photos gemacht“!
Ich konnte sie beobachten, wie sie beim Unterschreiben der Bilder mit jedem ein paar Worte wechselte, jedem sah sie ins Gesicht und lachte, ich war ex und weg.
Mein Mann wartete geduldig und lächelte vor sich hin, und als nicht mehr so viele anstanden um ein Autogramm zu bekommen, hab ich mich dann auch noch angestellt. Da griff Erwin dann beherzt zu meiner Kamera und ein Photo hat er hinbekommen als ich direkt vor Kiri stand.
Als das letzte Bild, Programm oder Plattenhülle von ihr signiert war, half man ihr in den Mantel, sie sah noch einmal in die Runde und sagte freundlich „Thank you“ und dann bekam sie noch einmal Applaus, mein Göttergatte hatte begonnen zu klatschen, was ihm Augenkontakt und ein Lächeln von Kiri einbrachte.
Und dann war sie ganz schnell verschwunden, sie winkte noch mal von der Tür. Weg war sie.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich dieser Dame mal so nah gegenüber stehen würde, das war das i-Tüpfelchen nach dem Konzert, was einen vollkommenen Nachmittag komplett abrundete.
Ein Traum wurde wahr.
Hallo Agnes,
ein sehr interessanter Beitrag – gefällt mir sehr dies zu lesen und deine Emotionen fast zu spüren.
Gerade im Moment verstehe ich so gut was du meinst wenn es um Träume geht.
Ich träume und träume und hoffe das irgendetwas davon Realität wird.
Herzliche Grüsse,
Cor
Hallo Agnes,
das war bestimmt ein tolles Erlebnis, als Mozart-Fan ohnehin. Und das Autogramm von Kiri Te Kanawa war dann das I-Tüpfelchen auf den gelungenen „Ausflug“ nach München.
Liebe Grüße
Rolf
Wie schön, wenn sich Träume verwirklichen und dann auch wirklich so sind, wie man es sich ausgemalt hat :freu:
Das klingt wundervoll liebe Agnes, nach einem ganz bezaubernd schönen Abend, toll!! :sekt:
Liebe Grüße an dich, hab eine schöne Woche!! :freu:
Eveline
(gib mir mit der Taufe noch ein bisserl Zeit, mich schleudert’s grad entsetzlich…..)
@ Cor
Dann wünsche ich Dir sehr, dass Du Deine Wünsche und Träume auch verwirklichen kannst lieber Cor.
Es ist so schön, wenn ein Traum wahr wird.
@ Rolf
Ja das war es Rof, es war für mich ein unbeschreiblich schöner Nachmittag, und die Erinnerung an dieses eindrucksvolle Konzert wird noch lange frisch bleiben bei uns.
@ Eveline
Wie schön, dass Du es nachempfinden kannst, wie ich mich gefühlt habe.
Wegen der „Taufe“ kannst Du gerne noch ein wenig warten. Wenn etwas wichtiges ansteht melden wir uns gerne noch mal bei Dir, sonst meldest Du Dich halt.
Liebe Agnes, Du hast Deine Gefühle und Eindrücke so verständlich beschrieben, dass ich dieses für Dich unvergeßliche Erlebnis auch mit ‚erleben‘ konnte. Es ist ein Traum, wenn sich solche Wünsche erfüllen.
Das Foto von Dir und der Künstlerin ist übrigens außerordentlich gut getroffen; besser geht es nicht !
Feierabendgrüße von Helga
Hallo Agnes :winke:
wie schön das dein lang gehegter Traum auf so wunderbare Art auch in Erfüllung ging. Du beschreibst das Erlebnis mit so viel Gefühl, man spürt beim Lesen deine Begeisterung. Es freut mich das diese Begegung mit Kiri so schön verlaufen ist; und zum Abschluß noch das Autogramm; besser hätte es nicht sein können,
LG Dagmar :knuddel: