Kennt Ihr auch solche Leute

Bei unserem Abo bei den Städtischen Bühnen Münster haben wir außer Opern und Schauspielen entweder eine Operette oder ein Musical pro Saison. Dieses Mal war eine Operette auf dem Plan, die wir in der letzten Woche gesehen haben. „Die Banditen“ von Jacques Offenbach, mir war diese Operette unbekannt.

Ich sehe Operetten nicht mehr gerne, besonders weil dann immer die (von mir so genannten) „Bustouristen“ im Theater sind.

Wenn Bustouristen im Theater sind, ist es erst mal lauter als sonst, bei vielen Schülern kann das auch schon mal passieren, aber eher selten.

Bustouristen sind wahrscheinlich die Besucher, die nur selten (eher nie) ins Theater kommen, die evtl. nur einmal im Leben mit einem Verein oder einem Club, gemeinsam mit dem Bus nach Münster fahren und dann im Theater sitzen. Vielleicht nach dem Prinzip man will ja wenigstens einmal dort gewesen sein, damit man mit reden kann. Aber das ist halt nur eine Annahme von mir.

Bustouristen zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass sie wohl glauben, eine Ouvertüre hat nichts mit der Operette zu tun, in der Zeit kann man getrost noch über das letzte Kaffekränzchen sprechen, oder Rezepte austauschen, oder über mögliche Weihnachtsgeschenke an Hinz und Kunz reden (alles selber erlebt).

Aber auch mitten im Stück kann man sich ruhig mal austauschen, ähnlich wie das wohl am heimischen Fernseher üblich ist.

Sehr beliebt ist bei diesen Spezies auch zwischendurch in der Handtasche zu kramen und die Umgebung mit Bonbons oder Pfefferminz zu versorgen, die dann geräuschvoll aus der Verpackung geschält werden. Bemerkungen wie „die schmecken gut“ oder „die sind nicht scharf“ sind dabei normal.

Für mich sind das immer Horrorvorführungen, und wenn ich mich umdrehe um solchen Leuten durch einen eindringlichen (fast bösen) Blick zu verstehen geben, dass ich mich gestört fühle, wird das mit einem ebenso bösen Blick quitiert, und es wird weiter gestört.

Mitunter werden diese Störenfriede durch ein „Pst“ aus der Umgebung (ich mache das eher ungern) aufmerksam gemacht, aber sehr wirkungsvoll ist auch das bei diesen Bustouristen nicht.

Letzte Woche hatten wir nun einigermaßen Glück, neben mir war der Rest der Reihe frei (4 Stühle) und hinter uns war auch noch einiges frei. Die Bustouristen waren offensichtlich in den Rängen und nicht im Parkett.

Der erste Akt war geprägt von phantastischer Ruhe, keine Gespräche, kein Bonbongeknister, so wie es sein sollte. Nach der Pause setzten sich zwei Damen zu uns ans Ende der Reihe, auf die bis dato freien Plätze. An sich kein Problem, aber diese Damen quatschen erst mal lustig weiter als das Geschehen auf der Bühne seinen Fortgang nahm. Sie hörten auch nach 5 oder 10 Minuten nicht auf, meine diesbezüglichen Blicke ignorierten sie, es war der Gipfel der Unverschämtheit.

Den gesamten zweiten Akt haben die gequatscht und getuschelt. Als vor dem dritten Akt die Bühne ein wenig umgebaut wurde, und das Orchester eine Überleitung spielte quatschen die so ungeniert weiter, dass ich mich dazu aufraffte und darum bat, dass sie doch ENDLICH ihre Unterhaltung einstellen möchten, da das ungemein störe. Meine Worte störten sicher auch (die übrigen Nachbarn).

Die beiden Quatschtanten haben mich angeguckt, wie erschrockene Hühner, woraus ich schließe, dass die sich ihres „Vergehens“ noch nicht mal bewußt waren.

Ab da war dann Ruhe. Hätte ich mich doch eher zu der Störung aufgerafft um die Damen um Ruhe zu bitten.

Dann aber noch etwas sehr erfreuliches. In der Reihe vor uns saß eine Familie mit zwei Kindern die ich auf ca. 6 und 8 Jahre (eher jünger) geschätzt habe. Die beiden Kleinen haben nicht ein einziges Mal gestört, die haben voller Begeisterung das Geschehen auf der Bühne verfolgt und hatten so viel Freude (leise Freude), dass es wunderschön war, das mitzuerleben. Manchmal sahen sie ihre Eltern voller Begeisterung an, oder zeigten auf Personen, aber alles ohne zu sprechen.

Ich finde es sehr schön, wenn Eltern ihre Kinder früh an klassische Musik heranführen. Und wie schlimm ist es dann, wenn ungehörige „Bustouristen“ sich dermaßen daneben benehmen.

Ich weiß natürlich nicht, ob diese Störenfriede wirklich alle mit Bussen kommen. Aber so bald viele Busse vor dem Theater stehen, ist es für uns klar, heute wird es laut und es wird gestört, und so ist es auch jedes Mal. Daher gab ich den störenden Bonbonverteilern mit ihrem Kaffeklatschgequatsche diesen Namen.

Kennt Ihr auch solche Bustouristen?


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14 Antworten zu Kennt Ihr auch solche Leute

  1. ute42 sagt:

    Das habe ich eigentlich noch nicht erlebt, weder früher in der Oper in Stuttgart noch jetzt in Ulm.
    Als Bustourist in der Semperoper in Dresden muss ich nun doch leicht protestieren :-) Da gabs weder Bonbons noch Getuschel. :noten:

    • Agnes sagt:

      Ich war auch schon mal als „Bustourist“ in der Semperoper, und habe dort auch Glück gehabt, und keine störenden Besucher angetroffen.
      War aber auch eine Oper was ich dort gesehen habe, die Störenfriede in Münster treten hauptsächlich in Operetten auf.

  2. Sarah sagt:

    Ohhhh ja! Die kenne ich! Wenn ich die Busse vor der Oper in HH schon stehen sehe, würde ich am liebsten meine Karte für eine andere Vorstellung umtauschen….. :schrei: Ich bin da aber mittlerweile völlig abgebrüht, was das Zurechtweisen von Störern angeht. Immerhin habe ich nicht dafür bezahlt mir deren dämliches Gequatsche anzuhören. :nein:

    • Agnes sagt:

      Was mich daran hindert, die Störenfriede anzusprechen ist ehe, dass meine Worte dann ja auch eine Geräuschkulisse, also störend sind.
      Sind diese Leute in Hamburg auch vermehrt in Operetten anzutreffen, oder bei allen Vorstellungen?
      Da das Theater in Münster ja eh ein breites Einzugsgebiet hat, nämlich das gesamte Münsterland, habe ich das Gefühl, daß diese Störenfriede (wie schon oben beschrieben) halt die Gelegenheitsbesucher sind, die sich im Grunde nicht so sehr für Musik interessieren, aber wenn der Verein doch eine Fahrt dorthin organisiert, dann fährt man halt mit.
      :schrei:

  3. Werner sagt:

    Ich kenne das auch Agnes, das sind dann die Theaterabende wo ich mir am liebsten einen 45er Revolver nehmen würde. Kann man ja auch nicht machen, aber ich wünsche mir dann immer das einer kommt und denen mal kurz auf die Mäuler klopft, solch ein Verhalten ist einfach nicht zu akzeptieren. Schon von meinen Eltern wurde mir das eingebläut, das man möglichst ruhig im Theater ist, obwohl wir uns früher das nicht oft leisten konnten.

    Grüßle Werner

    • Agnes sagt:

      Wenn man der Musik lauschen möchte, ist so eine Geräuschkulisse einfach unbeschreiblich, für meine Ohren ist das immer eine Tortur.
      Vielleicht sollte ich mir mal Zettel anfertigen, die ich dann verteile, dann ist mein Hinweis wenigstens nicht auch störend.
      :augenklimper:
      Aber bis zur nächsten Operette hat es ja noch Zeit.

  4. do sagt:

    Eigentlich ist es typisch, dass eher bei Operetten deine beschriebene Situation eintritt. Anspruchsvollere Stücke werden von diesen Leuten nicht besucht. Allerdings mag ich die leichte Operette auch ganz gerne.
    Herzlich, do

    • Agnes sagt:

      Genau so sehe ich das Do.
      In eine Wagner Oper gehen nicht diese Gelegenheitsbesucher, wer die aufsucht ist schon an Musik interessiert.
      Und Busse (jedenfalls in Vielzahl) stehen auch fast immer bei Operetten vor dem Theater.

  5. april sagt:

    Ich denke nicht, dass es was mit Bustouristen zu tun hat. Solche Leute gibt es überall – leider, auch im Kino. Ich warte da nicht lange ehe ich mich beschwere. Wer sich ungehörig benimmt, muss damit rechnen, dass er was gesagt bekommt.
    LG, April

    • Agnes sagt:

      Natürlich gibt es solche Störenfriede überall.
      Ich hatte mich ja auch nicht mit Kino und anderen Orten beschäftigt.
      Im Theater, also wenn Störenfriede im Theater sind, dann bei Operetten.
      Leute die wenig Musikinteresse haben, und selten bis einmalig ins Stadttheater gehen, werden sich mit Sicherheit keine Wagner Oper ansehen, die gehen halt in Operetten.
      Wie Do (eins höher) schreibt, das ist dann eher typisch für eine Operette, kein Symphonie Konzert und keine Oper wird von solchen Menschen besucht.
      Und diese gelegentlichen Besucher kommen halt mit einer Gruppe und reisen mit dem Bus an.
      Jedenfalls hier, — jahrzehntelange Erfahrung. :schrei:

      • april sagt:

        Ach, das ist ja interessant und du hast bestimmt Recht. Es leuchtet ein, dass jemand, der in eine Wagner-Oper geht, das ganz bewusst macht und auch wirkliches Interesse daran hat. Und weil Operetten als viel leichter gelten und es auch sind, wird es dort auch eher Bustouristen geben.

        • Agnes sagt:

          Das ist wirklich eine besondere Art Menschen, die man bei Operetten antrifft, die wollen nur erzählen, dass sie im Theater waren, die Aufführung selber finden die wohl eher unwichtig.
          Nur schade, dass sie anderen damit die Freude nehmen.
          Die Banditen war eine recht gute Aufführung, hat mir mal wieder gefallen, ansonsten habe ich mich von der Operette ziemlich abgewandt.

  6. Kerstin sagt:

    Da ich keine Operetten sehe kann ich nicht wirklich aus dem Nähkästchen plaudern ;-) Aber ich sehe es wie April, diese Leute gibts überall. Im Theater, im Konzert, im Kino. Kann ich immer wieder erleben. Auch dieses unsägliche 10 Minuten vor Schluß aufstehen, alle stören weil man ganz aussen sitzt und 20 Leute mit aufstehen müssen, und dann schnell quer durch den Saal zum Ausgang, weil man ja unbedingt als erster im Auto sitzen will um nur ja nicht in einer Schlange zu stehen. Ist noch nicht solange her da hab ich mich bei einem Konzert mit einem Altersdurchschnitt von gut 70 Jahren ziemlich aufgeregt. Man schimpft immer auf die Jugend, aber Alter und Reife sind nicht zwangsläufig ein Freifahrtsschein für gute Manieren.
    LG Kerstin

    • Agnes sagt:

      Ja Kerstin diese Leute gibt es sicher überall, aber ich hatte mich in meinem Bericht oben aber nur auf den Besuch eines Stadttheaters beschränkt.
      Wie ich bei Do und April schon geantwortet habe (kann mich nur wiederholen) ist es im Stadttheater so, dass die seltenen Besucher, die keine großen Musikfreunde sind, sich einer Gruppe (Verein oder Club) anschließen und sich mal eine Operette ansehen (vielleicht nur einmal im Leben) und das sind dann in der Regel die Störenfriede.
      Diese Leute werden sich niemals ein Konzert oder eine Oper ansehen.
      Wir haben im letzten Jahr in einem Konzert das Stück „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ gehört, das ist traumhaft schön, und zum Ende wird das ganz leise, (man kann das nicht beschreiben) da war das in Münster so still, da mochte ich fast nicht mehr atmen, so ruhig war das.
      Das Theater war ausverkauft, und trotzdem diese Ruhe, das ist Musikgenuß!
      Zum Glück kommen diese Bustouristen nicht in die Konzerte :zwinker:

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