Wollseifen

Bereits vom Aussichtspunkt Kierberg konnten wir Wollseifen sehen, aber nur die Kirchturmspitze.

Von Vogelsang aus sahen wir dann ein wenig mehr, und dort lasen wir auch etwas über die traurige Geschichte von Wollseifen, weder der Ort noch die Geschichte waren mir bis dahin bekannt.

In Kurzform:
Wollseifen wurde im Krieg zerstört, die Bewohner bauten es wieder auf, bestellten die Äcker, und mitten in den Erntearbeiten im Jahre 1946 erhielten sie die Nachricht, dass sie bis zum 1. September den Ort zu verlassen hätten.

Die Briten, die Vogelsang beschlagnahmt hatten, wollten einen Truppenübungsplatz, dort wo das Dorf Wollseifen lag. Innerhalb von drei Wochen mußten ca. 120 Familien (ca. 500 Einwohner) den Ort verlassen, und innerhalb von drei Wochen versuchen irgendwo Unterschlupf zu finden.

Wollseifen wurde vom britischen Militär zerstört, die Häuser in Brand geschossen und letztendlich dem Erdboden gleichgemacht. Heute steht nur noch die Schule, ein Trafohäuschen und die Kirche St. Rochus sowie die „Kampfhäuser“ neben der Kirche, die vom belgischen Militär in den 1980er Jahren erbaut, um dort Straßen- und Häuserkämpfe zu simulieren.

Eine sehr traurige Geschichte.

Landkarte

Mehr Fotos auf meiner Webseite

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Blick von Vogelsang nach Wollseifen

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die ehemalige Schule

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Kirche St. Rochus

 


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18 Antworten zu Wollseifen

  1. ute42 sagt:

    Das ist wirklich eine traurige Geschichte.

  2. Ingrid sagt:

    Eine furchtbar unmenschliche Entscheidung, vielleicht als Vergeltung oder Rache gedacht. Allerdings kann man für so etwas auch nicht die Nazi-Verbrechen als Begründung heranziehen. Drei Wochen nur – die Menschen müssen traumatisiert gewesen sein.
    LG, Ingrid

    • Agnes sagt:

      Der Gedanke mit der Rache kam mir auch Ingrid. Ich kann es ja irgendwo verstehen und nachempfinden, dass die Alliierten nach Kriegsende nicht gut auf Deutschland zu sprechen waren. Aber Rache ist niemals eine gute Sache, egal was passiert ist, und ein Jahr nach Kriegsende auf diese Weise Rache an den Deutschen zu nehmen, dafür fehlt mir dann doch jedes Verständnis.
      Dass die Briten Vogelsang für ihre Truppen nutzen ist nachvollziehbar, dass sie Wollseifen als Truppenübungsplatz nutzen wollten – na ja – richtig verstehen kann ich es nicht.
      Aber dass man Menschen zwingt, innerhalb so kurzer Zeit die Heimat zu verlassen, mitten in der Erntezeit, so doch eh Lebensmittel so knapp waren, dafür fehlt mir jedes Verständnis.

      Ich habe gelesen, dass man den Bewohnern eingeräumt hat einmal im Jahr den Friedhof zu besuchen. Im August 1955 mußten dann allerdings die Toten vom Friedhof Wollseifen umgebettet werden.

      Einmal jährlich zu Allerseelen durften sie mit Genehmigung der belgischen Militärverwaltung die Gräber ihrer Angehörigen besuchen. Im Jahr 1954 wurde Wollseifen dann zweimal wöchentlich, vom etwa 23 km entfernten belgischen Truppenübungsplatz Elsenborn aus, mit Artillerie beschossen, wobei die Kirche und der Friedhof so stark zerstört wurden, dass die Gräber nicht mehr gepflegt werden konnten und die Toten 1955 auf die Friedhöfe der umliegenden neuen Wohnorte der ehemaligen Bewohner umgebettet wurden.
      Quelle: Wikipedia

      Eine ganz traurige Geschichte ist das.

  3. minibar sagt:

    Oh, das liegt in der Eifel.
    Eine traurige Geschichte, die der Ort erleben musste und seine Einwohner vor allem.
    Ob die ehemaligen Einwohner ihres Lebens noch einmal froh werden konnten?

  4. uli b sagt:

    …das muss frustrierend für die einwohner gewesen sein. Gibt es denn den truppenübungsplatz heute immer noch?

    …gruß uli

    • Agnes sagt:

      1950 wurde der Truppenübungsplatz mitsamt der ehemaligen Ordensburg von den Briten an die belgischen Streitkräfte übergeben.

      Die belgische Regierung erklärte, die Nutzung dieses Geländes bis zum Jahre 2005 aufzugeben. Da auch die Bundeswehr den Truppenübungsplatz nicht weiter verwenden wollte, endete zum Jahresende 2005 die militärische Nutzung von „Camp Vogelsang“, die Kaserne und der Truppenübungsplatz wurden von der belgischen Militärverwaltung geräumt.

      Zeitgleich wurde zum Beginn des Jahres 2006 das Flächeneigentum von der Bundesrepublik Deutschland an das Land Nordrhein-Westfalen übertragen. Der Bund tauschte im Rahmen eines Bodenordnungsverfahrens die rund 3.300 Hektar betroffener vorwiegend bewaldeter Fläche des Truppenübungsplatzes Vogelsang gegen gleichwertigen Landeswaldbesitz in der Eifel.

      Quelle: Wikipedia

  5. do sagt:

    Das ist ein sehr trauriges Kapitel der Nachkriegszeit. Und Wollseifen war in seiner Geschichte Schauplatz etlicher trauriger Kapitel.
    Du hast die Gabe, zu deinen Informationen wenn nötig immer auch Links zu fundierten Aufzeichnungen zu finden. Dafür einfach auch einmal ein „Danke“.
    Den Link zu „Die Trümmer schweigen nicht“ habe ich gerne angeklickt. Du weisst ja, Geschichte fasziniert mich, wo auch immer.
    Herzlich, do

    • Agnes sagt:

      Eine unbeschreiblich traurige Geschichte.

      Ich entnehme Deinen Zeilen, dass Du die weiteren Bilder und Infos auf meiner Webseite angesehen hast. Sonst hättest Du den Link ja nicht bemerkt.
      Danke!

      Ich schreibe meistens hier im Blog nicht so viel, weil ich weiß, dass etliche den Text eh nicht lesen, und es dauert nicht lange dann ist der Bericht von Seite 1 verschwunden, und dann liest es eh keiner mehr, während meine Webseite doch noch regelmäßig Besucher hat und dort meine ist die Ausführlichkeit dann besser angebracht.

      Und aufmerksame Menschen wie du klicken ja auch immer auf die Webseite.

  6. Die Nachwehen eines Krieges sind immer mindestens genau so unmenschlich, unverständlich und unerträglich wie diese… Hätte man im Vorhinein gewusst, dass das Gelände ab 2005 ohnehin nicht mehr genutzt wird, hätte man damals vielleicht anders entschieden – oder eben aus Rachegründen doch nicht…
    Liebe Grüße!

    • Agnes sagt:

      Eine traurige Vergangenheit ist das. Und die Menschen lernen nie aus den Fehlern der Vergangenheit und führen immer weiter Kriege, und wir einzelnen sind so hilflos.
      Ob das damals Rache war weiß ich nicht, und wenn würde es wohl niemand zugeben.

  7. Klaus sagt:

    immer wieder schwer nachzuvollziehen, schönen Sonntag Klaus

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