Silentium!

Silentium!

Schweige, verbirg dich und halte
deine Gefühle und Träume geheim,
laß sie in der Tiefe deiner Seele
lautlos auf- und untergehen
wie Sterne in der Nacht;
erfreue dich an ihnen – und schweige.

Wie soll das Herz sich offenbaren?
Wie soll ein anderer dich verstehen?
Begreift er, wodurch du lebst?
Ein ausgesprochener Gedanke ist eine Lüge.
Wenn du die Quellen aufwühlst, trübst du sie;
zehre von ihnen – und schweige.

Verstehe, nur in dir selbst zu leben:
es gibt in deiner Seele eine ganze Welt
geheimnisvoll-zauberhafter Gedanken;
sie betäubt der äußere Lärm,
die Strahlen des Tages vertreiben sie;
lausche ihrem Gesang – und schweige…..

Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew (1803 – 1873)


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