Wir wollten in Bonn gerne die Ausstellung im August Macke Haus sowie in der Bundeskunsthalle die Gurlitt Ausstellung ansehen.
Da das an einem Tag nicht gut zu schaffen ist, und wir bei einem Hotelanbieter ein traumhaft günstiges Angebot für Bonn fanden, und da mein Mann Geburtstag hatte, entschlossen wir uns vom 18. bis 20. Januar nach Bonn zu fahren.
Zuerst wollten wir mit dem Auto fahren, entschlossen uns dann aber eine Woche vorher doch mit der Bahn zu fahren.
Als dann die Vorhersagen zum Sturm kamen wurde es uns eher mulmig. Das Hotel war bereits bezahlt, bei dem Angebot gibt es auch kein „Geld zurück“ und die Bahnfahrt war auch bezahlt.
Da wir bereits früh fuhren und um kurz nach 11.00 Uhr bereits in Bonn sein sollten, hofften wir, dass der Sturm erst danach seine Kraft entfalten würde.
ABER – es kam anders. Bereits ab Essen teilte der Zugführer mit, dass er aus Sicherheitsgründen nur noch mit 80 km/h fahren werde. Mir wurde es noch mulmiger, weil ich dachte wann kommen wir denn dann an?
Nächste Info, der Zug fährt nur bis Köln, mehr können wir dazu noch nicht sagen.
Aber es kam noch dicker, die nächste Durchsage lautete, der Zug bleibt in Leverkusen stehen, da die Bahn in NRW den Gesamtbetrieb einstellt. Wir blieben noch ganz ruhig, und dachten (hofften) irgendwann geht es sicher weiter.
Viele Reisende verließen in Leverkusen den Zug um mit dem Taxi nach Köln weiter zu fahren.
Wir dachten darüber nach, dass wir letztendlich auch noch mit einem Taxi nach Bonn fahren könnten, die Kosten wären zwar nicht gering gewesen, aber die Möglichkeit bestand immerhin. Die Entscheidung verschoben wir aber den späten Nachmittag, es war ja erst 11.00 Uhr.
Das Zugpersonal war sehr freundlich, sie gingen immer wieder durch die Abteile und standen für Fragen zur Verfügung, obschon sie auch wenig Auskunft geben konnten. Wir wurden eingeladen uns im Bordrestaurant kostenlos Kaffee oder Cappuccino zu holen.
Wir fanden, dass wir im Zug auf jeden Fall besser saßen, als wenn wir im Auto auf der Autobahn festhingen. Es war warm, es gab zu Essen und zu trinken, eine Toilette stand zur Verfügung. Auch kann man im Zug mal ein paar Schritte gehen.
Alle Reisenden, auch die, die noch in die Schweiz wollten (der Zug fuhr bis Zürich) blieben ruhig und verständnisvoll, obschon das Person gleich sagte, dass sie auf keinen Fall heute mehr in die Schweiz kämen.
Eine Dame uns gegenüber wollte ins Saarland, die blieb auch ruhig und gelassen, niemand regte sich auf, keiner schimpfte auf die Bahn (wie das ja meistens üblich ist) wir unterhielten uns schon recht gut miteinander. Eine Dame im Abteil verkündete, wenn das noch lange dauert, ich hab noch eine Flasche Wein im Koffer, dann öffnen wir die halt.
Eine junge Dame im Abteil wollte auch nach Bonn zu Ihrer Mutter die auch Geburtstag hatte, wir überlegten schon, ob wir uns zu dritt ein Taxi nehmen sollten. Aber noch wollten wir warten.
Dann telefonierte die junge Dame mit ihrem Bruder, der in Köln wohnte, und der entschloß sich seine Schwester in Leverkusen abzuholen, und bot an, uns dann mit nach Bonn zu nehmen.
So ein Glück im Unglück!
Als wir ausstiegen und den Leuten in unserer Umgebung Tschüß sagten, kam ein kollegtives Tschüß aus dem ganzen Abteil. Ein schönes Gefühl wenn Menschen in solchen Situationen auch noch nett miteinander umgehen.
Wie wir anschließend erfuhren, war es in Köln abends sehr voll, die Bahn hatte Schlafwagen zur Verfügung gestellt und gab Taxi Gutscheine aus etc.
Alles in allem fanden wir es sehr gut wie sich die Bahn verhielt und auch wie die Reisenden mit dem Problem umgingen.
Unsere Rückfahrt am Samstag war zwar nicht ganz so dramatisch, aber alles war noch nicht wieder in Ordnung bei der Bahn, einige Strecken waren noch gesperrt, einige Züge fuhren noch nicht wieder. Die Probleme, bis der Fahrplan wieder stimmt, möchte ich auch nicht haben.
Mein Mann hat sich entschieden, wir fahren NIE wieder auf seinem Geburtstag weg, denn der Sturm Kyrill war auch genau an seinem Geburtstag. am 18. Januar 2007.